Die Christianisierung Rußlands und Bulgarien  [1]

 

Assen Tschilingirov

 

 

Tausend Jahre Taufe Rußlands. Rußland in Europa

Beiträge zum Interdisziplinären und Ökumenischen Symposium in Halle (Saale) 13.-16. April 1988

Herausgegeben von Hermann Goltz unter Mitarbeit von Axel Meißner und Peter Weniger

 Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt, 1993, s. 423-468

 

 

 

With additional New illustrations

(taken from the 2018 Bulgarian edition, "Покръстването на русите и България. Изследвания")
 

 

 

 

In diesem Jahr begeht die Weltöffentlichkeit ein bemerkenswertes Jubiläum, das Millennium der Christianisierung Rußlands, das mit Recht als eines der wichtigsten Ereignisse nicht nur der russischen, sondern der europäischen Geschichte gilt. Die Annahme der christlichen Religion seitens des russischen Volkes näherte sein Land der geistigen und kulturellen Entwicklung Europas an; sein Beitrag zu dieser Entwicklung während der folgenden Jahrhunderte ist den bedeutendsten und unentbehrlichsten Leistungen der europäischen Kultur zuzurechnen. Indes darf der Jubiläumsrausch nicht die wichtigsten Fragen verdrängen, die sich im Zusammenhang mit dem Werdegang der russischen Kultur immer wieder vor den Forschern erheben: Worin bestand die tatsächliche Rolle des Fortführers und Verbreiters der antiken Kunsttradition Byzanz bei der Entstehung und Entwicklung der russischen Kultur, und in welchem Maße hat Rußland die byzantinische Kunsttradition weitergeführt? Wie kommt es, daß bereits die frühesten Schöpfungen sämtlicher Bereiche der christlichen bildenden Kunst und Architektur in Rußland eine beachtliche Reife und Vollkommenheit der Kunstsprache aufweisen, zugleich aber keine unmittelbaren Vorbilder in der byzantinischen Kunst und - bis auf einen einzigen Hinweis in den russischen Chroniken [2], dessen Wahrheitsgehalt jedoch durchaus zweifelhaft erscheint -, auch keine Beweise für eine Tätigkeit byzantinischer Künstler in Rußland oder für eine Ausbildung russischer Künstler vom 10. bis 12. Jahrhundert in Byzanz vorhanden sind? Auch die Vollkommenheit der russischen Literatursprache, wie sie in der überaus umfangreichen kirchlichen Übersetzungsliteratur bereits wenige Jahrzehnte nach der Einführung der christlichen Religion in all ihrem Reichtum und

 

 

1. Sämtliche Fotos stammen vom Verfasser. Für die erteilten Fotobzw. Reproduktions-Oenehmigungen sei dem Komitee für Kultur der VR Bulgarien, dem Nationalmuseum Skopje, der Deutschen Staatsbibliothek und der Universitäts bibliothek Berlin herzlichst gedankt.

 

2. Povest vremennych let, Bd. I, Moskau - Leningrad 1950, 83 (leto 6497).

 


 

mit einer Fülle kompliziertester philosophischer Begriffe zutage tritt, kann uns schwerlich davon überzeugen, daß dies die Umgangssprache eines bis vor kurzem noch wilden und ungebildeten Naturvolkes gewesen sei, als das die russischen Slawen in den zeitgenössischen byzantinischen Quellen beschrieben werden.

 

Selbst die Vorgänge der Christianisierung sind der Forschung immer noch weitgehend unbekannt, denn nach wie vor gelten die vor mehr als 40 Jahren geäußerten Gedanken des sowjetischen Historikers Boris Grekov:

 

"Die verwickelte Frage nach der Taufe der Russen wurde von den Historikern noch nicht in allen Einzelheiten beantwortet. Die Verwicklung dieser Frage läßt sich vor allem durch das enorme Interesse erklären, das sie bereits bei den Zeitgenossen erweckte. Je mehr man sich für bestimmte Tatsachen interessierte, umso komplizierter wurde die Behandlung der Frage. [3]

[...] Die Frage nach der Christianisierung erschöpft sich freilich nicht darin, wann und wo Vladimir und in welchem Fluß das Kiever Volk getauft wurden. Das sind Nebensächlichkeiten. Viel wichtiger ist, auf welche Weise der altrussische Staat vom alten zum neuen Glauben überging, welche Ursachen dem zugrunde lagen und welche Folgen sich daraus ergaben." [4]

 

Mit einigen dieser Fragen, vor allem mit dem Einfluß von Byzanz, aber auch mit dem des Bulgarenreiches auf die Entstehung der russischen Kultur möchte ich mich in diesem meinem Beitrag befassen.

 

Das im siebenten Jahrhundert im nördlichen Balkanraum gegründete Bulgarenreich entwickelte sich im Laufe der folgenden Jahrhunderte zu einer Großmacht, dessen Territorium sich nach Süden und Südwesten bis zur Ägäis und zur Adria, im Osten bis zum Schwarzen Meer, im Westen bis zur Mündung der Drau in die Donau und im Norden und Nordosten bis zur Theiß und zum Dnestr ausdehnte, wo die gemeinsame Grenze mit der Kiever Rus verlief. Diese gemeinsame Grenze, die allerdings erst im 10. Jahrhundert mit dem Vordringen der Russen nach Süden und Südwesten entstand, war indes nicht die einzige Ursache für die wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen zwischen den beiden slawischen Völkern - dem bulgarischen und dem russischen; auch die ähnlichen Sprachen und Bräuche ermöglichten einen engeren Kontakt, der schließlich in den

 

 

3. B.D. Grekov, Kievskaja Rus1, Moskau - Leningrad 1944, 277 (21953, 475).

 

4. A.a.O., 277 (476).

 


 

siebziger Jahren des 10. Jahrhunderts zu einem politischen Bündnis gegen Byzanz führte.

 

Die Tatsache, daß das Christentum im Jahre 864 in Bulgarien zur Staatsreligion erklärt wurde, hatte sich folgerichtig aus der während der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts vollzogenen Angliederung der südwestlichen Gebiete der Balkanhalbinsel an das Bulgarenreich ergeben. Im Gegensatz zu den von zahlreichen Kriegen verwüsteten Gebieten nördlich des Balkangebirges vermochten sich die meisten im Südwesten gelegenen Großstädte, wie Thessalonike, Serdica, Philippopel, Philippi, Nikopolis, Naissus, Ochrid und Dyrrhachion, nach jeder Zerstörung und Plünderung durch die zahlreichen Völkerschaften, die die Halbinsel im Zeitalter der Völkerwanderung durchzogen, immer wieder zu erholen. Auch das Vordringen der slawischen Siedlungswelle im 7. Jahrhundert war nicht imstande, das Leben dieser Großstädte zu unterbrechen; vielmehr wurden sie allmählich zu Assimilierungszentren für die slawische Bevölkerung ihrer Umgebung. Die kulturellen und religiösen, ja sogar die politischen Bindungen dieser Städte an Byzanz - mit Ausnahme Thessalonikes - waren allerdings bereits seit dem 5. Jahrhundert immer lockerer geworden. Im Grenzbereich der Einflußsphären Roms und Konstantinopels gelegen, betrieben sie eine mehr oder weniger unabhängige Kirchenpolitik, die auch durch ihre relativ selbständige Wirtschaft und spezifische kulturelle Entwicklung begünstigt wurde, so daß nach mehreren Versuchen der Metro-polien Nikopolis, Naissus und Serdica, sich vom Konstantinopeler Patriarchat zu trennen, im 6. Jahrhundert durch Justinian ein eigenständiges, unabhängiges und nur dem Kaiser unterstelltes Erzbistum mit Sitz in Justi-niana Prima gegründet wurde, das die Bistümer im westlichen Teil der Balkanhalbinsel vereinigte. Die Slaweneinwanderung im 7. Jahrhundert und die Ausdehnung des Bulgarenreiches nach Südwesten vom 8, bis zum 10. Jahrhundert führten zu einer weiteren Lockerung der politischen Bindung dieser Gebiete an Byzanz. Entscheidend für das endgültige Abreißen der kulturellen und geistigen Bindungen war jedoch der Bilderstreit im 8. und 9. Jahrhundert, der dieses traditionsreiche Gebiet, das bereits im apostolischen Zeitalter christianisiert worden war und dessen antike Kultur

 


 

sich immer noch lebendig erhielt, dem bilderfeindlichen Byzanz völlig entfremdete. [5]

 

Diese Situation machten sich die bulgarischen Herrscher Presian (836 bis 852), Boris (852-889) und Simeon (893-927) zunutze, indem sie die meisten Großstädte der westlichen Balkanhalbinsel mit ihrem dicht von Slawen besiedelten Hinterland dem Bulgarenreich einverleibten. Die Operation stieß auf kaum nennenswerten Widerstand, auch nicht seitens der Großstädte, deren christliche Bevölkerung in der Oberhoheit der bis Mitte des 9. Jahrhundert immer noch heidnischen, der Ausübung fremder Religionen gegenüber jedoch durchaus toleranten bulgarischen Herrscher eine geringere Gefahr für ihre geistige Gesinnung sahen, als in der bilderfeindlichen Einstellung der byzantinischen Herrscher. Die Lage änderte sich auch nach dem Ende des Bilderstreites nicht mehr. Die kurz darauf erfolgte Christianisierung Bulgariens sowie die Kirchenpolitik der bulgarischen Herrscher Boris und Simeon, die eine Autonomie der bulgarischen Kirche und ihre Trennung vom Konstantinopeler Patriarchat anstrebte, begünstigten die Erhaltung und Weiterführung der frühchristlichen Tradition nicht nur in den südwestlichen Gebieten der Balkaninsel. Diese frühchristliche Tradition mit allen ihren Bereichen, einschließlich der kirchlichen Kunst und Architektur, breitete sich auf sämtliche bulgarische Gebiete aus und war maßgebend für die große Kunstblüte während des sogenannten Goldenen Zeitalters der bulgarischen Kultur im 10. Jahrhundert. Eine wichtige Voraussetzung für diese Blüte war die Einführung des kyrillischen Alphabetes für die mittlerweile als Amtsund Kirchensprache des Bulgarenreiches etablierte Sprache der slawischbulgarischen Bevölkerung, mit dessen Hilfe ein umfangreiches Schrifttum entstand, das zur Grundlage der slawischen Literatur wurde. [6]

 

Die Christianisierung benachbarter barbarischer Völker war für das Byzantinische Reich eine bereits seit Jahrhunderten bewährte Methode, deren geistige und kulturelle Assimilierung und späterhin auch politische

 

 

5. Vgl. darüber A. Tschilingirov, Probleme der Kirchenorganisation und der christlichen Kunst im westlichen Balkanraum während des Frühmittelalters (Das VII. Ökumenische Konzil von Nikaia [787] und seine Bedeutung für die Entwicklung der byzantinischen Kunst und Kultur. Kolloquium der Fachkom mission Byzantinistik, Berlin 16.3. 1987, Berichte - im Druck).

 

6. A. Tschilingirov, Die Kunst des christlichen Mittelalters in Bulgarien, Berlin - München 1978, 39 ff.; ders., Überlieferung und Innovation in der mittelalterlichen Kunst Bulgariens (Arte Medievale 4, 1/1988).

 


 

Angliederung zu bewirken und auf diese Art und Weise seine Staatsgrenzen abzusichern. Eine Aufwertung der politischen Selbständigkeit dieser Völker sowie ihrer kulturellen Entwicklung war im byzantinischen Konzept nicht vorgesehen. Vielmehr waren es die überlegene byzantinische Kultur und die griechische Sprache, denen - neben der christlichen Religion - in dem Assimilierungsprozeß die führende Rolle zufiel.

 

Bei der Christianisierung Bulgariens ging diese Rechnung zum erstenmal nicht auf. Die Taufe erfolgte im Ergebnis langwieriger Verhandlungen des Fürsten Boris mit Rom und Konstantinopel. Die in ihrem gesamten Umfang überlieferten Antworten des Papstes Nikolaus I. auf die Fragen des bulgarischen Fürsten Boris [7] verraten die von den Bulgaren mit der Christianisierung angestrebten Ziele: Autonomie und Unabhängigkeit der bulgarischen Kirche, Erhaltung der Volksbräuche sowie Absicherung gegen fremde Assimilierungsversuche. Diese Bestrebungen stießen weder in Rom noch in Konstantinopel auf Zustimmung. Dadurch sah sich der bulgarische Herrscher zu einigen lavierenden Schritten gezwungen. Kurz nach der Taufe verjagte er sämtliche griechischen Priester und ließ sie durch lateinische ersetzen. Vier Jahre später, 870, gab er dann wieder seine Zustimmung, daß die bulgarische Kirche dem Konstantinopeler Patriarchat angegliedert werde, allerdings unter der Bedingung, daß sie den Status eines autonomen, daß heißt lediglich dem byzantinischen Kaiser, nicht aber auch dem Konstantinopeler Patriarchen untergeordneten Erzbistums erhalten sollte und daß ihre Priester - mit Ausnahme des griechischen Erzbischofs - ausschließlich bulgarischer Abstammung sein sollten. Der nächste Schritt zur Verselbständigung der bulgarischen Kirche erfolgte während des Konzils in Preslav 893, als die slawisch-bulgarische Sprache zur Amtsund Kirchensprache des Bulgarenreiches erklärt wurde. Das kurz zuvor geschaffene kyrillische Alphabet ermöglichte die Entstehung slawischer Übersetzungen aus der griechischen kirchlichen Literatur und ihre Verbreitung im gesamten Bulgarenreich. Auch so etwas war im byzantinischen Konzept nicht vorgesehen; die Schaffung eines eigenen Alphabetes für die slawische Sprache lag im Interesse von Byzanz einzig und allein im Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen zwischen

 

 

7. Migne, PL CXIX (1852), col. 978-1052; Monumenta Germaniae Historie, Epistolarum t. VI, Karolini aevi IV, Berlin 1925; Responsa Nicolai I. Papae ad consulta bulgarorum (Anno 866), Sofia 1939.

 


 

Konstantinopel und Rom über ein weit von Byzanz entferntes und innerhalb der Einflußsphäre Roms liegendes Gebiet - das Großmährische Reich. Die Anwendung der slawischen Sprache im Kirchendienst Bulgariens konnte lediglich zu einer weiteren Entfremdung der bulgarischen Kirche vom Konstantinopeler Patriarchat führen, wie es auch in der Tat nur wenig später der Fall war. Im Jahre 919 verkündete der bulgarische Zar Simeon die Unabhängigkeit der bulgarischen Kirche und ließ das Kirchenoberhaupt Bulgariens zum Patriarchen erheben. Dieser Schritt des bulgarischen Herrschers führte zum größten und nachhaltigsten Bruch zwischen der bulgarischen Kirche und dem Konstantinopeler Patriarchat. Dieses erkannte die einseitige Unabhängigkeitserklärung nicht an und verhängte das Schisma über die bulgarische Kirche. Im Friedensvertrag zwischen Byzanz und Bulgarien von 927 wurde der byzantinische Kaiser lediglich gezwungen, den Zarentitel für den bulgarischen Herrscher und den Patriarchentitel für das Oberhaupt der bulgarischen Kirche anzuerkennen; der Konstantinopeler Patriarch dagegen verweigerte die Aufhebung des Schismas.

 

Die Lage änderte sich auch nicht während der folgenden Jahrzehnte. Als 971-976 die Ostgebiete Bulgariens vorübergehend unter byzantinische Herrschaft gelangten und der bulgarische Zar Boris II. in byzantinische Gefangenschaft geriet, begab sich der bulgarische Patriarch Damian in die westlichen Gebiete des Bulgarenreiches und verlegte seinen Sitz von Duro-storum (Silistra) nach Serdica (Sofia), von dort nach Voden (Edessa) und Prespa und schließlich nach Ochrid, das zum Sitz auch der bulgarischen Zaren Simeon-Roman und Samuil wurde. Der autonome Status der bulgarischen Kirche wurde während des fast vier Jahrzehnte andauernden erbitterten Krieges zwischen Bulgarien und Byzanz aufrecht erhalten; in dieser Zeit erreichte das Bulgarenreich nunmehr seine größte Ausdehnung, um dann nach der Jahrtausendwende ein großes Gebiet nach dem anderen zu verlieren. Der zwischen dem byzantinischen Kaiser Basileios II. auf der einen Seite und der bulgarischen Zarin Maria und dem bulgarischen Patriarchen Johann auf der anderen Seite im Jahre 1018 ausgehandelte Friedensvertrag gewährleistete die Unabhängigkeit der bulgarischen Kirche weiterhin. Sie wurde lediglich dem byzantinischen Kaiser unterstellt und zwar in den Grenzen, wie sie der Staatsvertrag zwischen Bulgarien und Byzanz von 927 festgelegt hatte, der Titel des Kirchenoberhauptes wurde allerdings in "Erzbischor umgewandelt. Das Konstantinopeler Patriarchat

 


 

verweigerte jedoch - ebenso wie im Jahr 927 - seine Zustimmung zu diesem Übereinkommen und hob auch das Schisma nicht auf. Das Schisma wurde erst nach dem Tode des bulgarischen Patriarchen (seit 1018 Erzbischof) Johann im Jahre 1037 aufgehoben; der andere Unterzeichner des Friedensvertrages, Basileios II., war bereits 1025 gestorben, die bulgarische Zarin starb in einem byzantinischen Kloster, während der bulgarische Thronfolger Fruzin-Presian geblendet worden war. Der Nachfolger des Erzbischofs Johann wurde nicht mehr von der Synode der bulgarischen Kirche gewählt, sondern vom Konstantinopeler Patriarchen eingesetzt - es war der Chartophylax der Sophienkirche in Konstantinopel, Leon, der sofort harte Maßnahmen zur Angliederung der angeblich häretischen bulgarischen Kirche an das Konstantinopeler Patriarchat einleitete. Rückwirkend wurden sämtliche Handlungen und Erlasse der bulgarischen Kirche von 919 bis 1018 für ungültig erklärt - was neben den Heiligsprechungen auch sämtliche Weihen, einschließlich Kirchenund Priesterweihen, betraf; die bulgarischen Priester wurden durch griechische ersetzt, die bulgarische Sprache wurde vom Kirchengebrauch ausgeschlossen und die bulgarischsprachigen Bücher wurden vernichtet. Diese feindseligen Maßnahmen gegenüber der bulgarischen Kirche übertrafen bei weitem alles, was die Bilderstürmer im 8. Jahrhundert angerichtet hatten, breiteten sie sich doch nicht nur auf den Kirchenschmuck, sondern auch auf die Kirchenbauten Bulgariens aus, die mit wenigen Ausnahmen zerstört wurden - eine Nachprüfung dieser brutalen zerstörerischen Tätigkeit anhand der von Basileios II. in den Jahren 1019 und 1020 erstellten Listen der Bistümer und Gemeinden des bulgarischen Erzbistums [8] fördert bestürzende Beweise zutage. Nur eine sehr geringe Anzahl der zerstörten Kirchen konnten gegen Ende des 11. bzw. zu Anfang des 12. Jahrhunderts wiederhergestellt werden, die meisten von ihnen mußten von Grund auf neuerrichtet werden. Gerechtfertigt wurden alle diese drakonischen Maßnahmen mit der Wiederherstellung der Einheit der orthodoxen Kirche auch in den westlichen Gebieten ihrer Einflußsphäre, die sich seit mehreren Jahrhunderten geweigert hatten, die Oberhoheit Konstantinopels anzuerkennen und deshalb

 

 

8. H. Gelzer, Ungedruckte und wenig bekannte Bistümerverzeichnisse der orientalischen Kirche, in: ByzZ II (1893) 41-66; Grücki izvori za bülgarskata istorija, VI (1965) 40-47.

 


 

am Vorabend des Bruches zwischen Konstantinopel und Rom endgültig zum Gehorsam gezwungen wurden.

 

Soweit einige Ausführungen zur Geschichte der bulgarischen Kirche bis zum 11. Jahrhundert.

 

 

Die Bestrebungen des Kiever Fürsten Vladimir zur Christianisierung seines Volkes konnten keinesfalls die Unterordnung der Kiever Rus unter Byzanz und die Ausbreitung des byzantinischen Einflusses auf sein Land zum Ziel haben. Vielmehr wollte er, dem Beispiel der bulgarischen Herrscher folgend, eine Autonomie der russischen Kirche erreichen, die die politische und kulturelle Unabhängigkeit seines Landes absichern sollte. Wir besitzen heute nur noch sehr wenige zuverlässige Quellen, die uns Auskunft über die Vorgänge geben, welche der Taufe Rußlands vorausgingen. Bereits zu Beginn unseres Jahrhunderts konnte der bedeutende russische Sprachwissenschaftler Sachmatov nachweisen, daß die russischen Chroniken in den siebziger Jahren des 11. Jahrhunderts, höchstwahrscheinlich aber auch schon zuvor, kurz nach 1037, einer systematischen Zensur unterzogen wurden, derzufolge sämtliche Auskünfte über die Taufe völlig entstellt wurden. [9] Nur eine verschwindend geringe Anzahl russischer Schriftquellen entging dieser Zensur und ist in späteren Abschriften aus abgelegenen Gegenden überliefert. Eine Erklärung dieser Tatsache versuchte der russische Kirchenhistoriker Priselkov zu geben. [10] In seinen 1913 erschienenen "Abrissen zur kirchenpolitischen Geschichte der Kiever Rus" entwickelte er eine bedeutsame Hypothese über den tatsächlichen Verlauf der Vorgänge um die Christianisierung. Auf Grund des Forschungsstandes während

 

 

9.

A.A. Sachmatov, Razyskanija o drevnejsich russkicb letopisnych svodach, S.-Peterburg 1908;

ders., Korsunskaja legenda o krescenii Vladimire, in: Sbornik statej posvjascennych pocitateljami akademiku i zasluzennomu professoru V. 1. Lamanskomu, II, S.-Peterburg 1908, 1029-1153.

Seine Überzeugung über Manipulationen in der Nestorchronik äußerte bereits

V.N. Tatiscev, Istorija Rossijskaja s samych drevnejsich vremen, 1.2, Moskau 1769, 394 f., während

P.M. Stroev, O vizantijskom istocnike Nestora, in: Trudy i letopisi Obscestva Istorii i Drevnostej Rossijskich, 1.4, Moskau 1828, 167-183; und

Bare-Rozenkampf, Ob'jasnenie nekotorych mest Nestorovoj letopisi, a.a.O. VI, 1, Moskau 1828, 142;

auf direkte Entlehnungen aus byzantinischen Chroniken in der Nestorchronik hingewiesen haben. Vgl. dazu auch E.E. Golubinskij, Istorija Russkoj cerkvi, I. 1, Moskau 21901 (Reprint Den Haag 1969, 134).

 

10. M.D. Priselkov, Ocerki po cerkovno-politiceskoj istorii Kievskoj Rusi Х-ХII w., S.-Peterburg 1913 (Zapiski Istoriko-filologiceskago fakulteta Imperatorskago S.-Peterburgskago Universiteta CXVI).

 


 

 der ersten Jahrzehnte unseres Jahrhunderts vermochte Priselkov für mehrere Behauptungen nur ungenügende Beweise vorzubringen. Auch die tatsächlichen Ursachen des Konfliktes zwischen der bulgarischen Kirche und dem Konstantinopeler Patriarchat waren zu diesem Zeitpunkt noch unbekannt, so daß Priselkovs Hypothese auf heftigen Widerstand breiter Kreise von Wissenschaftlern und Laien stieß und von den Forschern schließlich abgelehnt wurde. Erst die weitere Entwicklung der Forschung in jüngster Zeit - das Erschließen neuer, bislang unbekannter Schriftquellen sowie die Ergebnisse archäologischer Untersuchungen - zwingen uns zu neuen Überlegungen im Zusammenhang mit der Hypothese Priselkovs und zu einer Überprüfung der in der Forschung eingefahrenen Vorurteile über den tatsächlichen Einfluß von Byzanz auf den komplizierten Werdegang der russischen Kultur. Ich möchte zunächst eine kurze Zusammenfassung der Hypothese Priselkovs geben und sie sodann mit einigen Ergänzungen versehen, wie sie sich aus den Resultaten der neueren Forschung ergeben. So ließ Vladimir - laut Priselkovs Hypothese - nach erfolglosen Verhandlungen mit Byzanz und Rom, die beide eine Autonomie der russischen Kirche ablehnten, die Christianisierung der Kiever Rus im Jahr 987 durch das bulgarische Patriarchat vollziehen, das nicht nur eine Unabhängigkeit der russischen Kirche zuzugestehen bereit war, sondern auch die slawische Sprache als Kirchensprache anerkannte und seine Unterstützung hinsichtlich der Belieferung Rußlands mit Kirchenbüchern versprach. Einen Beweis für diese Hypothese enthält die zum Zeitpunkt des Erscheinens von Priselkovs Buch seinem Verfasser unbekannte Joachimschronik [11], die der griechischen Zensur entgangen war und in der über diese Vorgänge folgendermassen berichtet wird:

 

"Danach [12] zog Vladimir gegen

 

 

11. Über die Joachimschronik s. zuletzt: S.K. Sambinago, Joakimovskaja letopis', in: Istoriceskie zapiski 21 (1947) 254-270 mit Literaturübersicht. Die von V.N. Tatiscev, Istorija Rossijskaja, Bd. 1.1, Kap. 4, Moskau 1768 (Neudruck Moskau 1962), veröffentlichte Chronik stieß wegen ihrer gravierenden Abweichungen von den anderen Fassungen der sogenannten Nestorchronik von Anfang an auf eine skeptische Aufnahme seitens der Forschung. Diese Abweichungen fanden eine Erklärung jedoch erst durch die Arbeiten Sachmatovs und Priselkovs, so daß eine gründliche kritische Auseinandersetzung mit dem gesamten überlieferten Text der Joachimschronik durchaus wünschenswert erscheint.

 

12. Nach dem Krieg gegen Polen im Jahr 985.

 


 

die Bulgaren [13] und besiegte sie und schloß Frieden mit ihnen und empfing mit seinen Söhnen die Taufe und taufte das ganze russische Land. Der bulgarische Zar Simeon entsandte gelehrte Priester und ausreichend Bücher. Und Vladimir schickte zu dem Zaren und Patriarchen in die Zarenstadt Gesandte, um einen Metropoliten zu erbitten. Jene freuten sich sehr und ließen den Metropoliten Michail, einen sehr gelehrten und frommen Mann, einen echten Bulgaren, und mit ihm vier Bischöfe und zahlreiche Priester, Diakone und Sänger aus den Slawen kommen. Der Metropolit ernannte nach dem Ratschlag Vladimirs Bischöfe für die Städte Rostov, Novgorod, Vladimir und Belgorod. Diese zogen mit Würdenträgern und Soldaten Vladimirs in das Land, belehrten das Volk und tauften überall hunderte und tausende..." [14]

 

 

13. Die meisten sowjetischen Forscher folgen hier B.D. Grekov 21953 (Anm. 2), 471; und bringen den Feldzug Vladimirs im Jahre 985 mit den Wolga-Bulgaren in Zusammenhang, indem sie sich auf die Bezeichnung "serebrjannye bolgary" (Silberne Bulgaren) beziehen, die in vier der erhaltenen Abschriften der "Gedächtnisund Lobrede auf Vladimir" des Mönches Jakov, der wichtigsten Quelle für diesen Feldzug, erscheint. Die älteste Abschrift dieses Werkes, die Handschrift in der ehemaligen Moskauer Synodalbibliothek, gibt die entsprechende Stelle jedoch nicht mit "serebrjannye bolgary", sondern - ebenso wie die Joachimschronik - mit "serbjany i bolgarami", (d.h. Serben und Bulgaren) wieder, womit sie nur auf die Donaubulgaren zu beziehen ist. In der Tat ist die Bezeichnung der Wolga-Bulgaren als "serebrjannye" (silberne) durch keine weitere Quelle nachweisbar. Andererseits endet dieser Feldzug Vladimirs mit einer Verbrüderung beider Völker und mit dem Schwur ewiger Freundschaft, wie in den Schriftquellen ausdrücklich betont wird. Eine Folge dieser Verbrüderung ist auch die Heirat Vladimirs mit einer Bulgarin, offensichtlich einer Prinzessin aus der herrschenden Dynastie des Bulgarenreiches; die beiden aus dieser Ehe hervorgegangenen Söhne Vladimirs, Boris-Roman und Gleb-David, erhielten ihren Doppelnamen nach bulgarischem Brauch von ihren bulgarischen Vorfahren aus der Zarenfamilie (der Urgroßvater des herrschen den bulgarischen Zaren Simeon-Roman, Fürst Boris 1., war zugleich der erste bulgarische Nationalheilige; David, ein weiterer Nachkommen Boris', bestieg den bulgarischen Thron für kurze Zeit im Jahr 971, anschließend ging er ins Kloster; er wurde von der bulgarischen Kirche ebenfalls heiliggesprochen). Kurz vor seinem Tode ernannte Vladimir, entgegen der Regel der Thronfolge, die Brüder Boris und Gleb zu seinen Nachfolgern. Damit verfolgte er die Absicht, ihnen auch die bulgarische Krone zu sichern; sie wurden jedoch kurz danach von den Anhängern der probyzantinischen Partei am russischen Hofe ermordet. Für das russische Volk aber blieben sie ein Symbol der nationalen und kirchlichen Unabhängigkeit; sie wurden später als erste russische Nationalheilige kanonisiert.

 

14. V.N. Tatiscev (Anm. 11), 112 f. Unter dem Jahr 6500 (992) wird in der Chronik laut Tatiscev (Anm. 9), 65; weiter berichtet, daß Vladimir nach dem Tode des Metropoliten Michail erneut Gesandte zu dem Patriarchen in die Zarenstadt geschickt und um die Ernennung eines Nachfolgers für ihn ersucht habe. Der neuernannte Metropolit Leontij, ein besonders gelehrter und frommer Mann, habe die russischen Bischöfe Joachim von Cherson in Novgorod und Pskov, Neofit in Cernigov, Feodor in Rostov sowie Stefan in Vladimir in ihren Ämtern bestätigt (ize prezde) und in Belgorod einen neuen Bischof Nikita, eingesetzt. Die bulgarische Nationalität der Bischöfe wird ausdrücklich unterstrichen (bolgarjan, suscich slavjan).

 


 

Außenpolitisch nützte Vladimir die vom bulgarischen Patriarchat vollzogene Taufe nichts, da sie weder von Konstantinopel noch von Rom anerkannt wurde. Nun wandte sich Vladimir im Jahr 988 erneut an Konstantinopel, wo sowohl der byzantinische Kaiser als auch der Patriarch zu weiteren Zugeständnissen, einschließlich der Eheschließung des Kiever Fürsten mit der Schwester des Kaisers, Anna, bereit waren. So kamen in die Kiever Rus schließlich im Jahr 988 griechische Priester, deren Aufgabe jedoch nicht in der Taufe Vladimirs und seines Volkes bestand, die die Taufe ja bereits empfangen hatten, sondern die lediglich eine Art von Legalisierung der von der schismatischen bulgarischen Kirche ein Jahr zuvor vollzogen Christianisierung vorzunehmen hatten. Folgerichtig finden wir in den rassischen Quellen meistens als Datum für die Christianisierung Rußlands das Jahr 987 und nicht das Jahr 988, was bedeutet, daß die Taufe schon vor der Belagerung von Cherson geschah, die erst 988 erfolgte und zum Ausgangspunkt der Verhandlungen zwischen Vladimir und Basileios II. wurde. Andererseits heißt es im Ersuchen Vladimirs an die Kaiser Basileios und Konstantin ausdrücklich - laut Gedächtnisund Lobrede auf Vladimir den Heiligen des Mönches Jakov [15] -, daß er um die Hand ihrer Schwester bitte, damit er - wörtlich - "besser das christliche Gesetz befolgen könne"; über eine Taufe steht hier kein Wort. Im Gegenteil, aus den Worten Vladimirs geht klar hervor, daß er bereits Christ war und als solcher das Gesetz seiner Religion noch besser befolgen wollte.

 

Die griechischen Priester blieben aber nicht lange in der Kiever Rus. Die offensichtlich nicht ausgebliebenen Meinungsverschiedenheiten zwischen ihnen und dem Kiever Fürsten veranlaßten letzteren - dem Beispiel des bulgarischen Fürsten Boris folgend -, sämtliche Vertreter des Konstantinopeler Patriarchats nach Hause und seine griechische Gemahlin ins Kloster zu schicken, wo sie im Jahr 1011 starb. [16] Vladimir wandte sich dann

 

 

15. I.I. Sreznevskij, Pamjat' i pochvala knjazju Vladimiru i ego zitie po spisku 1494 g., S.-Peterburg 1897.

 

16. Die anscheinend aus einem Pomenik (Gedächtnisliste) der Desjatinnaja-Kirche in die Novgoroder Chronik gelangte Angabe bezeichnet die 1011 gestorbene ehemalige Zarin Anna als "raba bozija" (Magd Gottes), was eindeutig zu verstehen gibt, sie sei Nonne geworden.

 


 

erneut an den bulgarischen Patriarchen und bat abermals um Unterstützung. Über die zeitweilige Angliederung der russischen Kirche an das bulgarische Patriarchat (bzw. nach 1018 Erzbistum) wie auch über mehrere Besuche des Patriarchen (bzw. Erzbischofs) Johann in der Kiever Rus sind in rassischen zeitgenössischen Quellen trotz der griechischen Fälschungen unabweisbare Belege vorhanden. [17] Erst nach Johanns Tod 1037 wurde die russische Kirche dem Konstantinopeler Patriarchat angegliedert; nach Kiev wurde ein griechischer Metropolit, Theopempt, entsandt, der - wie der gleichzeitig nach Ochrid entsandte Erzbischof Leon dort - für die Rückkehr der russischen Kirche in den Schoß des orthodoxen Konstantinopeler Patriarchats sorgte. Eine der ersten Maßnahmen in diesem Sinne war die neue Weihe der Desjatinnaja-Kirche in Kiev. Ihr folgte die Manipulierung der rassischen Chroniken und weiterer schriftlicher Quellen, aus denen jeglicher Hinweis über die Verbindungen der russischen Kirche mit Bulgarien entfernt wurde; anstelle des Berichtes über die Taufe wurde dann später eine merkwürdige Erzählung eingeschoben, die aus verschiedenen Quellen kompiliert war. Aus den Menologien wurden ebenfalls sämtliche Stellen entfernt, die sich auf bulgarische Heilige bezogen. Ein besonders markantes Beispiel dafür ist die Umwandlung des Festtages des bulgarischen Heiligen Boris am 2. Mai zum Festtag der rassischen Heiligen Boris und Gleb. [18]

 

Wenngleich fast alle überlieferten historischen Quellen die kulturellen und religiösen Bindungen zwischen Bulgarien und der Kiever Rus im 10. und 11. Jahrhundert verschweigen - einige wenige rassische Chroniken ausgenommen, die, wie etwa die Joachimschronik, der griechischen Zensur entgangen waren -, so werfen archäologische Untersuchungen doch etwas Licht darauf. In erster Linie seien hier die überaus zahlreichen in Rußland erhaltenen Handschriften erwähnt, Bücher für den Gottesdienst, bei denen es sich um Kopien bulgarischer Kirchenbücher, gelegentlich aber auch um bulgarische Originalhandschriften handelt. Bereits zu Beginn unseres Jahrhunderts glaubte der bedeutende rassische Kirchenhistoriker E. Golubinskij [19] auf Grand der erhaltenen Textfragmente annehmen zu können,

 

 

17. V.N. Priselkov (Anm. 10), 41 ff.

 

18. A.a.O., 123 ff.

 

19?. E.E. Golubinskij (Anm. 9), 728 ff.

 


 

daß schon kurz nach der Christianisierung Rußlands fast die gesamte Kirchenliteratur in bulgarischer Übersetzung in die Kiever Rus gelangte [20] –was in der Tat keineswegs ohne starke Unterstützung seitens des bulgarischen Staates und der Staatskirche geschehen konnte. Hingegen sind weder griechische Handschriften aus der vormongolischen Zeit in Rußland erhalten, noch gibt es russische Übersetzungen aus dem Griechischen, die eindeutig ohne Vermittlung bulgarischer Übersetzungen entstanden wären. In der letzten Zeit nimmt man von der hypothetischen Datierung der bulgarischen Übersetzungen in die zweite Hälfte des 11. sowie ins 12. Jahrhundert Abstand und versetzt sie eindeutig in das 10. Jahrhundert zurück. Diese Korrektur ergibt sich nicht nur aus der bulgarischen Paläographie der Handschriften und ihrer von Russizismen freien Sprache, sondern auch aus ihrem Bildschmuck. Auch wenn die Miniaturen nicht die Stifter aus dem bulgarischen Zarenhof zeigen, sondern Evangelisten und Initialen, ist die Ikonographie dieser Darstellungen von der byzantinischen grundsätzlich verschieden und entspricht vielmehr der frühchristlichen Kunstauffassung des westlichen Balkanraumes, deren symbolische Bildsprache – von den Bilderstürmen unberührt – sich bis ins Hochmittelalter erhalten hat. In Byzanz hingegen entstanden nach den Bilderstürmen ganz neue ikonogra-phische Typen, unter anderem auch für die Evangelisten, die nunmehr in ruhiger und konzentrierter Stellung wie antike Philosophen nachdenklich oder in ihre Schriften vertieft dargestellt werden. In zwei der bedeutendsten russischen illuminierten Handschriften dagegen, dem Ostromir-Evan-gelium aus dem Jahr IOSf/S [21] und Mstislav-Evangelium aus dem Beginn

 

 

20. A.a.O., 732-735, bietet Golubinskij eine ausführliche liste der bulgarischen Übersetzungen an. Er setzt sich kritisch mit dem Bericht der Nestorchronik auseinander, in dem von einer umfangreichen Literaturtätigkeit am Hofe Jaroslavs erzählt wird, und weist auf das Fehlen jeglicher Beweise für eine solche Tätigkeit hin (729 f.).

 

21. A.Ch. Vostokov, Ostromirovo evangelie 1056-57 goda, S.-Peterburg 1843 (Reprint: A. Vostokov, Evangelium Ostromiri, unveränderter Nachdruck, Wiesbaden 1964 [Monumenta linguae slavicae dialecti veteris. Fontes et dissertetiones II); Faksimileausgabe: Ostromirovo evangelie, S.-Peterburg 1882 (21889); vgl. auch 900-letie Ostromirova evangelija, Leningrad 1958 (Gos. Publičnaja biblioteka M.E. Saltykov-Ščedrin, Trudy V/8). Die Evangelistenbildnisse im Ostromir-Evangelium sind auf einzelnen Pergamentblättern ausgeführt worden, deren Rückseite unbeschrieben ist, und wurden offensichtlich zusätzlich in das Buch hineingeklebt. Es ist sehr wahrscheinlich, daß sie der bulgarischen Textvorlage entnommen wurden.

 


 

Abb. 4 Initialen. Ostromir-Evangelium, Kiev 1056/57(?)

(Öffentliche Bibliothek "M. Saltykov-Ščedrin", Leningrad, Ms Fn 1.5)

 

 

des 12. Jahrhunderts [22], erscheinen die Evangelisten in einer exaltierten Haltung, den Blick nach oben, zu ihren Symbolen, gerichtet. Es handelt sich dabei keinesfalls um zwei bildnerische Varianten ein und desselben Schemas; vielmehr treten zwei grundsätzlich unterschiedliche theologische Konzeptionen zutage: die durch die Mystik der östlichen Symbolsprache geprägte frühchristliche Konzeption des Evangelisten als eines erleuchteten Vermittlers der göttlichen Weisheit und die mittelbyzantinische, die ihn lediglich als menschlichen Zeugen darstellt. Auch die Initialen der genannten Evangeliare entstammen einer anderen Bildtradition als der mittelbyzantinischen. Die Ornamentik ist weitgehend vom mittelasiatischen Tiergeflecht durchsetzt, dessen Prototypen in zahlreichen Werken des bulgarischen Kunstgewerbes, vor allem der Toreutik, zu suchen sind. [23]

 

Noch enger mit Bulgarien verknüpft sind die Stifterbildnisse in zwei weiteren Handschriften im Moskauer Historischen Museum – das Bildnis des Fürsten Boris in dem Sbornik des Konstantin von Preslav und das Bildnis des Zaren Simeon in einem Sbornik mit Werken des heiligen

 

 

22. P.K. Simoni, Mstislavovo evangelie nacala XII v., S.-Peterburg 1910.

 

23. A. Tschilingirov, Kunst (Anm. 6), 42.

 


 

Hippolyt. [24] Beide Bildnisse folgen, wie die bulgarische Archäologin Vera Mavrodinova nachgewiesen hat, [25] Mosaiken der Runden Kirche von Preslav. Die sowjetische Kunsthistorikerin O.I. Podobedova konnte andererseits nachweisen, daß die Illustrationen einer anderen russischen Prachthandschrift, des sogenannten Izbornik Svjatoslava Jaroslavlevica aus dem Jahre 1073, [26] ebenfalls verschollenen Vorbildern bulgarischer Monumentalmalerei folgen [27] – sowohl die Bildkompositionen als auch die Ornamentik und die Farbigkeit im Schmuck dieser Handschrift weichen von denen byzantinischer Handschriften wesentlich ab und deuten auf eine andere, aber keinesfalls jüngere Kunsttradition hin als die der byzantinischen Hauptstadt.

 

Sehr stark ausgeprägt sind auch die Verbindungen der bulgarischen und russischen Architektur und Monumentalmalerei im 10. und 11. Jahrhundert. So sind wir auf Grund archäologischer Funde durchaus berechtigt, den Hinweis über eine Beteiligung griechischer Bauleute und Künstler an der Errichtung und Ausschmückung der bedeutendsten Bauwerke Kievs, wie er in den stark manipulierten und gefälschten russischen Chroniken enthalten ist, anzuzweifeln. Vielmehr zeigen die Grundrisse der

 

 

24. A.a.O., 36 f.; G.I. Vzdornov, Iskusstvo knigi v Drevnej Rusi. Rukopisnaja kniga Severo-Vostocnoj Rusi Xll-nacala XV vekov, Moskau 1980, 15 ff., 146 f (Lit.).

 

25. V. Ivanova-Mavrodinova, Za ukrasata na răkopisite ot Preslavskata knižovna škola, in: „Preslav”, Sbornik I, Sofia 1968, 108-116.

 

26.

Izbornik Velikago Knjazja Svjatoslava Jaroslaviča 1073 goda, Peterburg 1880 (Reprint: Wiesbaden 1965 [Monumenta linguae slavicae dialecti veteris. Fontes et dissertationes, III);

eine neue Faksimileausgabe in: Izbornik Svjatoslava 1073 goda, 2 Bde., Moskau 1983, mit Literatur.

Vgl. auch Izbornik Svjatoslava 1073 goda. Sbornik statej, Moskau 1977.

Die jüngsten Untersuchungen widerlegten die in der Forschung festverankerte Hypothese Sevyrevs, wonach diese Handschrift ursprünglich für den Fürsten Izjaslav Jaroslavlevič bestimmt gewesen sei, dessen Name aus dem Text ausradiert und durch den Namen Svjatoslavs ersetzt worden sei. In der Tat hat an dieser Stelle der Name des bulgarischen Zaren Simeon gestanden. Vgl. dazu I.V. Ljovočkin, Izbornik Svjatoslava i ego slavjanskij protograf, in: Starobülgarska literatura, 8/1980, 46-48.

 

27. Bericht am 2. Bulgaristen-Kongreß, Sofia, Mai 1986 (im Druck).

 


 

Desjatinnaja-Kirche [28] und der Presiaver Kathedrale [29] eine weitgehende Übereinstimmung, dabei weichen ihre Abmessungen nur geringfügig voneinander ab. Bekanntlich fehlt bislang ein Konstantinopel er Vorbild für die drei fiinfschiffigen Kirchen Kievs, die Desjatinnajaund die Sophien-Kirche sowie die Kirche des Irenen-Klosters. Weitgehende Übereinstimmung besteht auch zwischen der Bautechnik dieser Kirchen und derjenigen der bulgarischen Bauten aus dem 10. Jahrhundert mit ihrer sehr charakteristischen dekorativen Bauweise – den eingezogenen Backsteinreihen und der keramischen Fassadenverzierung [30] – und ihren Fundamenten, die durch senkrecht in die Erde gerammte Prahle und Mörtelguß die notwendige Festigkeit erhielten, [31] aber auch in den kleineren Architekturformen, wie zum Beispiel in den zahlreichen Blendbögen, Lisenen und in den für die russischen Kirchen sehr charakteristischen zweigeschossigen Arkaden, die an mehreren Kirchen in den südwestlichen Gebieten des Bulgarenreiches vorgebildet sind. [32]

 

Eine ganze Reihe von Neuentdeckungen aus dem Bereich der Monumentalmalerei des 10. Jahrhunderts innerhalb der Gebiete, die zum Ersten Bulgarenreich gehörten, liefert zusätzlich zahlreiche Beweise für die Abhängigkeit der Monumentalund Ikonenmalerei der Kiever Rus von der bulgarischen Kunst. [33] Denn wie in der Miniaturmalerei zeigt sich auch hier eine deutliche Verschiedenheit zwischen diesen Bildwerken und den Werken der byzantinischen hauptstädtischen Kunst. Den mittelbyzantinischen Bildwerken mit ihrer klassischen Ausgewogenheit und strengen

 

 

28. M.M. Karger, Archeologičeskie issledovanija drevnego Kieva. Otčety i materialy (1938-1947 gg.), Kiev 1951, 45-140; G.F. Komichina, K rekonstrukcii Desjatinnoj cerkvi (Sovetskaja archeologija, 1957, Nr.2, 78-90); M.V. Cholostenko, Z istoril zodčestva Drevnoj Rusi X st., in: Archeologija XIX (Kiew 1965) 68-84.

 

29. A. Tschilingirov, Kunst (Anm. 6), Abb. 335, 32, 317 (Lit.).

 

30. A. Tschilingirov, Überlieferung (Anm. 6). S. z.B. die Kirche des 10. Jahrhunderts in Kastoria sowie die Nikolaikirche in Germania (Sapareva banja), die Teodorkirche in Dolna Săteska (Boboševo) und der Altbau der Panteleimonkirche in Bojana.

 

31. A. Tschilingirov, Kunst (Anm. 6), 28, Abb. 333; vgl. dazu M.K. Karger (Anm. 28), Abb. 38, 46.

 

32. Z.B. die Bischofskirchen in Debrista (Drenovo bei Kavadarci, Makedonien) und in Labovo, Albanien.

 

33. Die meisten neuentdeckten bulgarischen Freskenfragmente aus dem 9.-10. Jahrhundert sind noch nicht ausreichend untersucht worden. Eine größere Publikation wird vom Verfasser vorbereitet.

 


 

Abb. 6 Zar Simeon, Frontispiz.

Sbornik Hippolyts, 10. Jahrhundert (?) (Historisches Museum, Moskau, Čud. 12)

 

 

außerirdischen Schönheit der Formen sind die stark expressiven Fresken aus Kastoria, Patalenica, Ochrid, Sofia, Vodoca und Zemen diametral entgegengesetzt. Ihre Ikonographie ist frühchristlich, und ihre archaische graphische Formgestaltung ist durchaus auffallend. Es finden sich mehrere Symbole, die wir in der mittelbyzantinischen Kunst vergeblich suchen würden. Ihre Ähnlichkeit hingegen mit dem Freskenfragment aus der

 


 

Desjatinnaja-Kirche [34] sowie mit den Fresken der Kiever Sophienkathedrale [35] in Ikonographie und Stil ist verblüffend, ebenso die Ähnlichkeit mit einigen Ikonen in Rußland, deren Datierung ins 12. bis 13. Jahrhundert und deren russische Provenienz nunmehr als fraglich erscheinen, besonders wenn wir sie mit den Werken der byzantinischen hauptstädtischen Ikonenmalerei vergleichen – so zum Beispiel die große Georgsikone in der Mariä-Himmelfahrt-Kathedrale des Moskauer Kreml, [36] die offensichtlich derselben bulgarischen Hofwerkstatt entstammt, aus der auch die Fresken der Georgsrotunde in Serdica/Sofia (um 971), der Bischofskirche zu Strumica/Vodoča (Ende der siebziger bis Anfang der achtziger Jahre des 10. Jahrhunderts) und des Sanktuariums der Ochrider Sophienkirche (um 996) [37] herrühren.

 

Auch das Kunsthandwerk der Kiever Rus, in erster Linie die Münzprägung, ist unmittelbar mit bulgarischen Vorbildern verbunden. Byzanz erkannte den Zarentitel Vladimirs niemals an, in sämtlichen byzantinischen Schriftquellen wird er lediglich Archont (Fürst) genannt, auch nach seiner

 

 

34. N.P. Syčev, Drevnejšij fragment russko-vizantijskoj živopisi, in: Seminanum Kondakovianum II, 1928, 91-104. Schon Syčev lehnt in seiner Stilanalyse jegliche Verwandschaft des Freskenfragments mit der byzantinischen hauptstädtischen Kunst ab und vermutet feste Bindungen der in Kiev tätigen Künstler mit der Kunsttradition des westlichen Balkanraumes, ohne dabei die viel später freigelegten Fresken von Sofia, Vodoča, Zemen und Ochrid zu kennen. Die kürzlich durchgeführten Untersuchungen des Mörtelgrundes der Fresken in der Georgsrotunde in Sofia aus dem 10. Jahrhundert haben eine ähnliche Zusammensetzung gezeigt, wie bei den Fresken der Desjatinnaja-Kirche in Kiev.

 

35. Über die Fresken der Kiever Sophienkathedrale gibt es bislang nur Teilveröffentlichungen: G.N. Logvin, Sofija Kiivs'ka, Kiew 1971; V.N. Lazarev, Freski Sofii Kievskoj, in: ders., Vizantijskoe i drevnerusskoe iskusstvo, Moskau 1978, 65-115 (Lit.).

 

36. V.N. Lazarev, Novyj pamjamik stankovoj zivopisi XII veka i obraz Georgija-voina v vizantijskom i drevnerusskom iskusstve, in: Vizantijskij vremennik, NF VI, 1953, 186-222 (Neudruck: ders., Russkaja srednevekovaja zivopis', Moskau 1970, 55-102);

ders., Russkaja ikonopis' ot istokov do načala XVI veka, Moskau 1983, 164.

Die Datierung der Ikone von Lazarev „um 1170“ wird lediglich durch die in dieser Zeit vom jüngsten Sohn des Fürsten Andrej Bogoljubskij, Georgij, errichtete Georgskathedrale des Jur'ev-Klosters bei Novgorod begründet; als nächste stilistische Parallele weist er auf die Panteleimonsikone in der Großen Lawra auf dem Berge Athos (Frühe Ikonen, Taf. 42) hin, die jedoch weder demselben Kunstkreis angehört, noch aus der gleichen Zeit stammen dürfte.

 

37. Zu den Auseinandersetzungen über die Chronologie der Ochrider Fresken vgl.: A. Tschilingirov, Kunst (Anm. 6), 326 f.

 


 

Abb. 9 Erzbischofskathedrale, Preslav, 10. Jahrhundert, Grundriß

Abb. 10 Desjatinnaja-Kirche, Kiev, 995. Grundriß (nach G.F. Korzuchina)

 


 

Heirat mit einer byzantinischen purpurgeborenen Prinzessin erhielt er keineswegs den Titel Kaiser. Nach 1037 wurden die russischen Schriftquellen in diesem Sinne manipuliert: Sein Zarentitel wurde entweder aus dem Text entfernt oder durch den Fürstentitel ersetzt. Das Münzprägerecht kann Vladimir nur vom bulgarischen Patriarchen erhalten haben, der ihm auch die übrigen Zarenregalien, einschließlich der Matrizen für die ersten Emissionen von Gold- und Silbermünzen verliehen haben dürfte. Diese Münzen haben im Unterschied zu den späteren Emissionen, die ohne Zweifel in Kiev geprägt wurden, bulgarische Inschriften, während für die Zarendarstellung Silbermünzen des bulgarischen Zaren Peter als Vorbild dienten. [38] Eindeutig bulgarisch sind auch die übrigen epigraphischen und ikonographischen Besonderheiten der russischen Münzen, die zahlreiche Parallelen in der bulgarischen Kunst besitzen. [39]

 

Zum Zeitpunkt der Christianisierung Rußlands hatte die christliche Kunst Bulgariens bereits einen langen Entwicklungsweg hinter sich, demzufolge sich eine eigene stark ausgeprägte Formsprache herausgebildet hatte. Sie läßt sich nur insofern als byzantinisch bezeichnen, als man darunter überhaupt sämtliche Erscheinungsformen der Kunst im ganzen Raum Südosteuropas und Kleinasien während der Nachantike versteht. Zu diesem . Entwicklungsweg gehört aber nicht nur der Zeitraum zwischen der Einführung des Christentums in Bulgarien als Staatsreligion 864 und dem Niedergang des Reiches 1018, ein Abschnitt, der allerdings eine der glanz-

 

 

38. A. Čilingirov, Svetli stranici ot bulgaro-ruskata vzaimnost. Părvite moneti, sečeni ot bülgarskija car Petăr I i kievskite knjaze, in: „Veliko Tărnovo“, Dezember 1984, 10. Eine Reihe bislang nicht identifizierter Silbermünzen aus den russischen Münzfunden tragen neben dem Bildnis des mit Zareninsignien dargestellten Herrschers die gut lesbare Beischrift ЦР ПЕТЪР, die offensichtlich dem bulgarischen Zaren Peter (927-970) gilt, dessen heraldisches Zeichen auf der Rückseite der Münze von dem seines Vaters Simeon 1. (893-927) abgeleitet ist und als Grundlage der heraldischen Zeichen der russischen Herrscher diente, die ihre Verwandschaft mit der bulgarischen Zarendynastie bereits seit Svjatoslav Igorevič immer wieder zur Geltung brachten.

 

39. Die Paläograpbie der Beischriften steht in unmittelbarem Zusammenhang mit den zahlreichen Inschriften aus der bulgarischen Hauptstadt Preslav, wie sie in der letzten Zeit der Forschung bekannt wurden, während für die Ikonographie des Herrschers und seines Throns die Bildwerke aus der bulgarischen Hauptstadt mehrere Anhaltspunkte bieten – vor allem die bronzene Matrize im Archäologischen Museum Preslav (A. Tschilingirov, Kunst [Anm. 6], 32S, Abb. SO; vgl. dazu auch V. Pucko, Preslavskata matrica i văprosăt za ikonografskite obrazci v izkustvoto na drevnija Kiev, in: Archeologija XXV [1983], Nr. 1-2, 86-97).

 


 

Abb. 29

Silbermünze des Zaren Peter (927-970)

 

 

vollsten Epoche Südosteuropas darstellt - das goldene Zeitalter der bulgarischen Kultur. Diese Blüte knüpfte an eine sehr lange Kunsttradition des westlichen Balkanraumes an, die direkt zur Antike und den hervorragenden Leistungen der frühchristlichen Kunst zurückreicht und weder durch Vernichtung während der Völkerwanderungszeit noch durch die Bilderstürme unterbrochen wurde. Im Gegenteil, diese alte Kunsttradition wurde auch durch die hochentwickelte höfische Kunst der Protobulgaren bereichert, deren Spitzenleistungen in den Bereichen der Toreutik und Ornamentik, aber auch der Monumentalkunst und Architektur zur Herausbildung neuer Kunstformen auch in der christlichen Kunst beitrugen. So entstand im frühen 10. Jahrhundert in Bulgarien – parallel zu der sogenannten Mazedonischen Renaissance der byzantinischen hauptstädtischen Kunst, jedoch unabhängig von dieser und auf breiterer Basis – eine klassische Stilrichtung, die, im Unterschied zu Byzanz, nicht nur die Kleinkunst und die Buchmalerei, sondern auch die Monumentalkunst und die Architektur erfaßte.

 

An diese Kunst knüpfte die christliche Kunst der Kiever Rus an, ebenso wie an die Literatur und die Literatursprache des Bulgarenreiches, wie sie sich in dem Milieu der Großstädte des südwestlichen Balkanraumes herausgebildet hatten, dem die hochkultivierte zweisprachige hellenisierte slawische Bevölkerung angehörte, aus der die Schöpfer des kyrillischen Alphabetes, die Slawenapostel Kyrill und Method, stammten.

 


 

Abb. 30

Matrize mit Darstellungen der Gottesmutter und des Christus Pantokrator, Bronze, vor 972, Archäologisches Museum, Preslav, Inv.Nr. 2379

 

 

Die christlich-slawische Kultur des Bulgarenreiches - Literatur, bildende Kunst und Architektur, aber auch die einstimmige und mehrstimmige Kirchenmusik [40] – fand in Rußland einen fruchtbaren Boden und günstige Bedingungen, die ihre weitere Entwicklung auch dann ermöglichten, als die byzantinische Fremdherrschaft im 11. und 12. Jahrhundert sowie die

 

 

40. Eine Ausweitung meines Berichtes auch über die Kirchenmusik würde dessen Rahmen sprengen. Vgl. dazu A. Tschilingirov, Bulgarien vom Altertum bis 1878. Kultugeschichte im Prisma, Leipzig 21987, 206ff. Der erst im 17. Jahrhundert notierte, aber einer sehr langen Tradition der mündlichen Übertragung folgende und unter den Altgläubigen (Staroobrjadcy) in Rußland besonders beliebte Bolgarskij rospev (Bulgarischer Gesang), stellt keinesfalls des einzige Beispiel bulgarischer Einflüsse auf die russische Kirchenmusik dar, die laut Joachimschronik bereits mit der Christianisierung nach Rußland gelangten.

 

Zum Bolgarskij rospev vgl. vor allem:

I. Voznesenskij, Osmoglasnye rospevy trech poslednich vekov pravoslavnoj russkoj cerkvi, II, „Bolgarskij rospev ili napevy na 'Bog Gospod Jugo-Zapadnoj cerkvi“, Kiew 1891;

ders., Cerkovnoe penie pravoslavnoj Jugo-Zapadnoj Rusi po notno-linejnym irmologam XVII i XVIII vekov, Moskau 1898;

S. Petrov / Ch. Kodov, Starobülgarski muzikalni pametnici, Sofia 1973;

E. Tonceva, Bolgarski rospev, Sofia 1971;

dies., Kompositions- und Strukturbesonderheiten des „Bolgarski rospev“, in: Musica Antiqua, Bydgoszcz 1972, 33-65;

dies., Problemi na starata bülgarska musika, Sofia 1975;

S. Frolov, Iz istorii demestvennogo rospeva, in: Problemy istorii drevnerusskoj muzyki, Leningrad 1979, 99-108;

Simpozium Bolgarskij rospev (I Meždunaroden kongres po Bălgaristika, Sofia 23 maj – 3 juni 1981, Dokladi, Sofia 1982);

A. Konotop, Bolgarskij raspev v nevmennych partiturach XVII v. (II Meždunaroden kongres po Bălgaristika, Sofia 23 maj do 3 juni 1986, Dokladi, 17, Teatăr i muzika, 185-208).

 


 

osmanische Besetzung vom 15. bis zum 19. Jahrhundert kein freies Feld für ein eigenständiges Kulturschaffen in Bulgarien zuließen. Im Prozeß des gegenseitigen Gebens und Nehmens übte jedoch die russische Kultur des Spätmittelalters bis in die Neuzeit hinein immer stärker ihren Einfluß auf die bulgarische Kultur aus. Dieser Einfluß breitete sich zunächst lediglich in den bulgarischen Klöstern aus, erfaßte aber im 19. Jahrhundert auch sämtliche anderen Bereiche der weltlichen Kunst und Literatur Bulgariens, deren Werdegang ohne sie ebensowenig denkbar wäre, wie die Kultur der Kiever Rus ohne den Einfluß der mittelalterlichen bulgarischen Kultur.

 

 


 

 

ИЛЮСТРАЦИИ

 

І. 1. Ангел, стенопис от купола на „Св. Георги", София. 2. Стенописен фрагмент от Десятинната църква, Киев.

II. Дякон Исавър, Стенопис от църквата „Свети Лаврентий" при Водоча.

III. Св. Георги, икона, детайл, Успенска катедрала, Москва

IV. Богородица Никопея. Детайл от композицията в апидната конха (горен слой). Около средата на ХI век. Фотоснимка 1979 година.

V. Въплътяването на Словото. Начало на последната трета на ІХ век. Стенопис в апсидата на „Св. София", Охрид. Фотоснимка 1979 година.

VI. Василий Иванович Суриков, „Болярката Морозова" (1887). Детайл. Държавна Третяковска галерия, Москва. Фотоснимка: Третяковска галерия.

VII. Христос Емануил. Детайл от композицията в апсидната конха. Начало на последната трета на IX век. Фотоснимка 1979 година.

VIII. Устюжко Благовещение. Икона, XI век. Третяковска галерия, Москва.

IX. Голяма Панагия. Икона, ХI век. Третяковска галерия, Москва.

X. Богородица Никопея, ХІ век. Детайл. Мозайка в апсидата на „Св. София", Киев.

XI. Богородица Голяма Панагия, икона, ХІ век. Детайл, Третяковска галерия, Москва.

XII. Христос Вседържител. Детайл от композицията Възнесение Господне. „Света София" в Охрид, края на IХ век. Фотоснимка 1999 година.

XIII. Богородица и апостол Петър. Детайл от композицията Възнесение Господне. „Света София" в Охрид, края на IX век. Фотоснимка 1999 година.

XIV. Сънят на Яков за стълбата към небето, детайл. Стенопис в светилището на Охридската „Света София". Фотоснимка ЮНЕСКО, 1960 година.

XV. Сънят на Яков за стълбата към небето, детайл. Стенопис в светилището на Охридската „Света София". Фотоснимка ЮНЕСКО, 1960 година.

XVI. Свети Евстатий. Стенопис в светилището на Охридската „Света София“. Фотоснимка 1999 година

XVII. Свети Григор Двоеслов. Стенопис в светилището на Охридската „Света София“. Фотоснимка 1999 година

XVIII. Свети Григорий Чудотворец (?). Стенопис в светилището на Охридската „Света София“. Фотоснимка ЮНЕСКО, 1960 година.

XIX. Свети Григорий Чудотворец (?) детайл. Стенопис в светилището на Охридската „Света София“. Фотоснимка ЮНЕСКО, 1960 година.

XX. Литургия на св. Василий Велики, детайл. „Света София“, Охрид. Северна стена на светилището. Фотоснимка: ЮНЕСКО, 1960 година.

XXI. Жертвоприношението на Аврам, детайл. „Света София“, Охрид. Южна стена на светилището. Фотоснимка: ЮНЕСКО, 1960 година.

XXII. „Света София“, Охрид Изглед от изток и юг. Реконструкция на фасадата с централния купол и южния портал Скици арх. Борис Чипан

XXIII. „Света София“, Охрид. Част от източната фасада. Фотоснимка 1999 година.

 

XXIV.

·       „Света София", Охрид. Южна фасада и разрез през южния кораб. Състояние на сградата в 1950 година. Чертеж: ЮНЕСКО.

·       „Света София", Охрид. Надлъжен разрез. Чертеж архитект М. Шмит-Анаберг, 1920 година.

 

XXV. „Света София", Охрид. Част от южната стена. Фотоснимка 1999 година.

 

XXVI.

      ·       Гласници от купола на църквата „Света София" в Охрид. Охридски Народен музей. Фотоснимка: Охридски Народен музей.

·       Детайл от Новгородския гласник.

 

XXVII. Гласник от свода на църквата „Света София" в Новгород, ХI век. Печена глина, сграфито, 30.3:25.2 cm. Санктпетербург, Държавен Ермитаж. Инв. № 1989/1. Фотоснимка: Държавен Ермитаж.

XXVIII. Свети Никола, стенописен фрагмент, Х век. „Св. Врачи“, Костур. Фотоснимка 1979 година.

XXIX. Евангелист Матей, стенописен фрагмент, Х век. „Св.Апостоли“, Костур. Фотоснимка 1979 година.

XXX. Свети Никола, стенописен фрагмент, Х век. „Св. Врачи“, Костур. Фотоснимка 1979 година.

XXXI. Свети Василий, стенописен фрагмент, Х век. „Св. Врачи“, Костур. Фотоснимка 1979 година.

XXXII. Отхвърляне даровете на Йоаким и Ана, детайл, Стенописен фрагмент, Х век. „Св. Лаврентий“, Водоча. Фотоснимка 1979 година.

XXXIII. Отхвърляне даровете на Йоаким и Ана, детайл, Стенописен фрагмент, Х век. „Св. Йоан Богослов“, Земенски манастир. Фотоснимка 1979 година.

XXXIV. Неизвестен светец, стенопис, Х век. „Св. Георги“, Колуша. Фотоснимка 1983 година.

XXXV. Свети Никола, стенопис, Х век. „Св. Георги“, Колуша. Фотоснимка 1999 година.

XXXVI. Възнесение Господне, детайл. Стенопис, Х век. „Св. Димитър“, Паталеница. Фотоснимка 1983 година.

XXXVII. Възнесение Господне, детайл. Стенопис, Х век. „Св. Димитър“, Паталеница. Фотоснимка 1983 година.

XXXVIII. Неизвестен светец, стенопис, Х век. „Св. Димитър“, Паталеница. Фотоснимка 1983 година.

XXXIX. Неизвестен светец, стенопис, Х век. „Св. Димитър“, Паталеница. Фотоснимка 1983 година.

XL. Свети Георги, стенопис, Х век. „Св. Димитър“, Паталеница. Фотоснимка 1983 година.

XLI. Неизвестен светец, стенопис, Х век. „Св. Димитър“, Паталеница. Фотоснимка 1983 година.

XLII. Неизвестен светец., Стенопис, XI век. „Света София“, Киев.

XLIII. Свети Йоан Предтеча., Стенопис, ХI век. „Свeта София“, Киев.

XLIV. Неизвестен светец., Стенопис, XI век. „Света София“, Киев.

XLV. Апостол Павел. Стенопис, ХI век. „Свeта София“, Киев.

XLVI. Неизвестен светец., Стенопис, XI век. „Света София", Киев.

XLVII. Неизвестен светец., Стенопис, XI век. „Света София", Киев.

XLVIII. Свети цар Константин. Стенопис, XI век. „Света София“, Новгород.

XLIX. Света Елена. Стенопис, ХІ век. „Света София“, Новгород.

 

L.

1. Орнамент от Киевската „Света София".

2. и 3. Орнаменти от Новгородската „Света София"

 

LI.

1. Орнамент. Стенопис, Х век. „Свети Врачи", Костур.

2. Орнаменти. Стенопис, XI век. „Света София", Киев.

 

LII.

1. Плиска, основи на постройка под Голямата базилика

2-3. Киев, основи на Десятинната църква (по Каргер)

 

LIII.

1. Преслав, Патриаршеската катедрала, план

2. Киев, Десятинната църква, план (по Корзухина)

 

LIV. Монети с надпис ЦАР ПЕТЪР Номера по Сводния каталог на Сотникова / Спаски

 

LV.

1. Оловен печат на цар Симеон I

2. Монета на цар Петър I

3. Златник на вел. кн. Владимир Покръстител

 

LVI. Свети княз Борис, миниатюра, Преслав, Х век. Вторично използвана в Сборник с Иполитови слова Държавен исторически музей, Москва, Син. 12.

LVII. Свети княз Борис, миниатюра, Преслав, Х век. Вторично използвана в Учително евангелие от ХІІ век. Държавен исторически музей, Москва, Син. 262.

LVIIII. Църковни отци, миниатюра. Цар Симеонов сборник, Преслав, Х век. Вторично използвана в Изборник на Светослав от 1073 година. Държавен исторически музей, Москва.

LIX. Църковни отци, миниатюра. Цар Симеонов сборник, Преслав, Х век. Вторично използвана в Изборник на Светослав от 1073 година. Държавен исторически музей, Москва.

LX. Евангелист Марко, миниатюра. Остромирово евангелие. Държавна руска библиотека Санктпетербург.

LXI. Евангелист Лука, миниатюра. Остромирово евангелие. Държавна руска библиотека Санктпетербург.

LXII. „Свети Никола“, Х век. Германия (Сапарева баня, Дупнишко). Фотоснимка 1981 година.

 

Таблица І

1. Ангел, стенопис от купола на „Св. Георги", София. 2. Стенописен фрагмент от Десятинната църква, Киев.

 

 

Таблица II

Дякон Исавър, Стенопис от църквата „Свети Лаврентий" при Водоча.

Таблица III

Св. Георги, икона, детайл, Успенска катедрала, Москва

 

 

Таблица IV

Богородица Никопея. Детайл от композицията в апидната конха (горен слой). Около средата на ХI век. Фотоснимка 1979 година.

Таблица V

Въплътяването на Словото. Начало на последната трета на ІХ век. Стенопис в апсидата на „Св. София", Охрид. Фотоснимка 1979 година.

 

 

Таблица VI

Василий Иванович Суриков, „Болярката Морозова" (1887). Детайл. Държавна Третяковска галерия, Москва. Фотоснимка: Третяковска галерия.

Таблица VII

Христос Емануил. Детайл от композицията в апсидната конха. Начало на последната трета на IX век. Фотоснимка 1979 година.

 

 

Таблица VIII

Устюжко Благовещение. Икона, XI век. Третяковска галерия, Москва.

Таблица IX

Голяма Панагия. Икона, ХI век. Третяковска галерия, Москва.

 

 

Таблица X

Богородица Никопея, ХІ век. Детайл. Мозайка в апсидата на „Св. София", Киев.

Таблица XI

Богородица Голяма Панагия, икона, ХІ век. Детайл, Третяковска галерия, Москва.

 

 

Таблица XII

Христос Вседържител. Детайл от композицията Възнесение Господне. „Света София" в Охрид, края на IХ век. Фотоснимка 1999 година.

Таблица XIII

Богородица и апостол Петър. Детайл от композицията Възнесение Господне. „Света София" в Охрид, края на IX век. Фотоснимка 1999 година.

 

 

Таблица XIV

Сънят на Яков за стълбата към небето, детайл. Стенопис в светилището на Охридската „Света София". Фотоснимка ЮНЕСКО, 1960 година.

Таблица XV

Сънят на Яков за стълбата към небето, детайл. Стенопис в светилището на Охридската „Света София". Фотоснимка ЮНЕСКО, 1960 година.

 

 

Таблица XVI

Свети Евстатий. Стенопис в светилището на Охридската „Света София“. Фотоснимка 1999 година

Таблица XVII

Свети Григор Двоеслов. Стенопис в светилището на Охридската „Света София“. Фотоснимка 1999 година

 

 

Таблица XVIII

Свети Григорий Чудотворец (?). Стенопис в светилището на Охридската „Света София“. Фотоснимка ЮНЕСКО, 1960 година.

Таблица XIX

Свети Григорий Чудотворец (?) детайл. Стенопис в светилището на Охридската „Света София“. Фотоснимка ЮНЕСКО, 1960 година.

 

 

Таблица XX

Литургия на св. Василий Велики, детайл. „Света София“, Охрид. Северна стена на светилището. Фотоснимка: ЮНЕСКО, 1960 година.

Таблица XXI

Жертвоприношението на Аврам, детайл. „Света София“, Охрид. Южна стена на светилището. Фотоснимка: ЮНЕСКО, 1960 година.

 

 

Таблица XXII

„Света София“, Охрид Изглед от изток и юг. Реконструкция на фасадата с централния купол и южния портал Скици арх. Борис Чипан

Таблица XXIII

„Света София“, Охрид. Част от източната фасада. Фотоснимка 1999 година.

 

 

Таблица XXIV

·       „Света София", Охрид. Южна фасада и разрез през южния кораб. Състояние на сградата в 1950 година. Чертеж: ЮНЕСКО.

·       „Света София", Охрид. Надлъжен разрез. Чертеж архитект М. Шмит-Анаберг, 1920 година.

Таблица XXV

„Света София", Охрид. Част от южната стена. Фотоснимка 1999 година.

 

 

 

Таблица XXVI

·       Гласници от купола на църквата „Света София" в Охрид. Охридски Народен музей. Фотоснимка: Охридски Народен музей.

·       Детайл от Новгородския гласник.

 Таблица XXVII

Гласник от свода на църквата „Света София" в Новгород, ХI век. Печена глина, сграфито, 30.3:25.2 cm. Санктпетербург, Държавен Ермитаж. Инв. № 1989/1. Фотоснимка: Държавен Ермитаж.

 

 

Таблица XXVIII

Свети Никола, стенописен фрагмент, Х век. „Св. Врачи“, Костур. Фотоснимка 1979 година.

Таблица XXIX

Евангелист Матей, стенописен фрагмент, Х век. „Св.Апостоли“, Костур. Фотоснимка 1979 година.

 

 

Таблица XXX

Свети Никола, стенописен фрагмент, Х век. „Св. Врачи“, Костур. Фотоснимка 1979 година.

Таблица XXXI

Свети Василий, стенописен фрагмент, Х век. „Св. Врачи“, Костур. Фотоснимка 1979 година.

 

 

Таблица XXXII

Отхвърляне даровете на Йоаким и Ана, детайл, Стенописен фрагмент, Х век. „Св. Лаврентий“, Водоча. Фотоснимка 1979 година.

Таблица XXXIII

Отхвърляне даровете на Йоаким и Ана, детайл, Стенописен фрагмент, Х век. „Св. Йоан Богослов“, Земенски манастир. Фотоснимка 1979 година.

 

 

Таблица XXXIV

Неизвестен светец, стенопис, Х век. „Св. Георги“, Колуша. Фотоснимка 1983 година.

Таблица XXXV

Свети Никола, стенопис, Х век. „Св. Георги“, Колуша. Фотоснимка 1999 година

 

 

Таблица XXXVI

Възнесение Господне, детайл. Стенопис, Х век. „Св. Димитър“, Паталеница. Фотоснимка 1983 година.

Таблица XXXVII

Възнесение Господне, детайл. Стенопис, Х век. „Св. Димитър“, Паталеница. Фотоснимка 1983 година.

 

 

Таблица XXXVIII

Неизвестен светец, стенопис, Х век. „Св. Димитър“, Паталеница. Фотоснимка 1983 година.

Таблица XXXIX

Неизвестен светец, стенопис, Х век. „Св. Димитър“, Паталеница. Фотоснимка 1983 година.

 

 

Таблица XL

Свети Георги, стенопис, Х век. „Св. Димитър“, Паталеница. Фотоснимка 1983 година.

Таблица XLI

Неизвестен светец, стенопис, Х век. „Св. Димитър“, Паталеница. Фотоснимка 1983 година.

 

 

Таблица XLII

Неизвестен светец, Стенопис, XI век. „Света София“, Киев.

Таблица XLIII

Свети Йоан Предтеча, Стенопис, ХI век. „Свeта София“, Киев.

 

 

Таблица XLIV

Неизвестен светец, Стенопис, XI век. „Света София“, Киев.

Таблица XLV

Апостол Павел. Стенопис, ХI век. „Свeта София“, Киев.

 

 

Таблица XLVI

Неизвестен светец, Стенопис, XI век. „Света София", Киев.

Таблица XLVII

Неизвестен светец, Стенопис, XI век. „Света София", Киев.

 

 

Таблица XLVIII

Свети цар Константин. Стенопис, XI век. „Света София“, Новгород.

Таблица XLIX

Света Елена. Стенопис, ХІ век. „Света София“, Новгород.

 

 

Таблица L

Орнамент от Киевската „Света София".

2. и 3. Орнаменти от Новгородската „Света София"

Таблица LI

1. Орнамент. Стенопис, Х век. „Свети Врачи", Костур.

2. Орнаменти. Стенопис, XI век. „Света София", Киев.

 

 

Таблица LII

1 Плиска, основи на постройка под Голямата базилика

2-3 Киев, основи на Десятинната църква (по Каргер)

Таблица LIII

1 Преслав, Патриаршеската катедрала, план

2 Киев, Десятинната църква, план (по Корзухина)

 

 

Таблица LIV

Монети с надпис ЦАР ПЕТЪР Номера по Сводния каталог на Сотникова / Спаски

Таблица LV

1. Оловен печат на цар Симеон I

2. Монета на цар Петър I

3. Златник на вел. кн. Владимир Покръстител

 

 

Таблица LVI

Свети княз Борис, миниатюра, Преслав, Х век. Вторично използвана в Сборник с Иполитови слова Държавен исторически музей, Москва, Син. 12.

Таблица LVII

Свети княз Борис, миниатюра, Преслав, Х век. Вторично използвана в Учително евангелие от ХІІ век. Държавен исторически музей, Москва, Син. 262.

 

 

Таблица LVIIII

Църковни отци, миниатюра. Цар Симеонов сборник, Преслав, Х век. Вторично използвана в Изборник на Светослав от 1073 година. Държавен исторически музей, Москва.

Таблица LIX

Църковни отци, миниатюра. Цар Симеонов сборник, Преслав, Х век. Вторично използвана в Изборник на Светослав от 1073 година. Държавен исторически музей, Москва.

 

 

Таблица LX

Евангелист Марко, миниатюра. Остромирово евангелие. Държавна руска библиотека Санктпетербург.

Таблица LXI

Евангелист Лука, миниатюра. Остромирово евангелие. Държавна руска библиотека Санктпетербург.

 

 

Таблица LXII

„Свети Никола“, Х век. Германия (Сапарева баня, Дупнишко). Фотоснимка 1981 година.

 

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