Das Grossmährische Reich: Realität oder Fiktion? ; eine Neuinterpretation der Quellen zur Geschichte des mittleren Donauraumes im 9. Jahrhundert

Martin Eggers

 

0. Einleitung

 

0.1. Die «orthodoxe» Version der Geschichte <Großmährens>  5

0.2. Die ideologischen Hintergründe: Kyrillomethodianische Idee und <großmährisches> Erbe  11

0.3. Frühe «Abweichler», die Thesen I. Bobas und ihre Kritiker  21

 

 

Noch bevor in dieser Arbeit eine eigene Interpretation der Quellen zur Geschichte des sog. <Großmährischen Reiches> vorgelegt wird, sollen zunächst die beiden gegensätzlichen Positionen betreffs dieser Frage, in kurzer Form skizziert werden.

 

Dabei werden die Ergebnisse all jener Forscher, die grundsätzlich an einer Lokalisierung des <großmährischen> Kerngebietes im Tal der tschechischen March (Morava) festhalten, unter der Rubrik einer «orthodoxen» oder «traditionellen» Schule zusammengefaßt - auch wenn sich diese Ergebnisse in faktographischen Details unterscheiden sollten. Dabei ist es sicher von Interesse, ihre ideologischen Hintergründe auszuleuchten.

 

Dem gegenübergestellt werden sodann als «Abweichler» all jene Autoren wissenschaftlicher Veröffentlichungen, die von der Idee eines <Großmähren> im Marchtal abgingen, also auch solche, die vor Bobas Werk von 1971 schrieben und andere Neulokalisierungen als er vertreten.

 

An dieser Stelle noch ein Wort zur Schreibung der Eigennamen: Für das (m. E. illusionäre) Konzept der traditionellen Schule wird die fest eingebürgerte Bezeichnung «Großmährisches Reich» verwendet, für das hier vertretene Gegenkonzept die auch von Boba verwendete Hilfsbezeichnung «Moravia». Auch bei der Schreibung von Namen der Fürsten Moravias werden nicht die späteren, westslawischen Formen «Rostislav» und «Svatopluk» verwendet, welche häufig, wohl zur Unterstreichung des angeblich westslawischen Charakters des <Großmährischen Reiches> benutzt werden. Vielmehr kommen die in den altkirchenslawischen Quellen bezeugten Namensformen «Rastislav» («Растиславъ») und «Sventopulk» (korrekter wäre «Svętopъlk», aksl. «свѧтоλпъкъ») zur Anwendung.

 

 

0.1. Die «orthodoxe» Version der Geschichte <Großmährens>

 

Die heute gültige Auffassung der <großmährischen> Geschichte geht letzten Endes zurück auf F. Palacký (1798-1876), der in seiner «Geschichte Böhmens» erstmals einen nach modernen kritischen Methoden erarbeiteten Überblick über das Schicksal

 

 

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des <Großmährischen Reiches> gab [1]; er begründete ja überhaupt die für lange Zeit gültige Konzeption tschechischer Historiographie [2].

 

Wesentlich breiter angelegt war schon die Darstellung in der 1860 erschienenen «Geschichte Mährens» von B. Dudík [3]. Die definitive Formulierung «großmähri-scher» Geschichte, soweit es die rein positivistische Zusammenstellung der Fakten betrifft, findet sich schließlich in der «České dějiny» V. Novotnýs (1869-1932). Sie ist nur noch in Details ergänzt oder verändert worden [4], wobei die wichtigste Rolle die erst nach dem Zweiten Weltkrieg in größerem Umfange einsetzenden Ausgrabungen in Mähren und in der Slowakei spielten, deren Ergebnisse vor allem für die Darstellung der inneren Verhältnisse <Großmährens> angewendet wurden [5] - fälschlicherweise, wie noch zu zeigen sein wird.

 

Der mittlerweile erreichte Stand des «orthodoxen» Verständnisses der Entwicklung <Großmährens> (wobei auf einzelne Abweichungen jeweils noch an anderer Stelle eingegangen werden soll) sieht nun folgendermaßen aus [6]:

 

Zu einem vor 822 - dem Jahr der ersten Erwähnung der «Mährer» - liegenden Zeitpunkt sollen mehrere Kleinstämme im Tal der March unter der Herrschaft eines Fürstenhauses zusammengefaßt worden sein; ob dieses auf den im 7. Jahrhundert belegten Fürsten Samo zurückgeht, wird in der Forschung, auch in der tschechischen und slowakischen, kontrovers diskutiert [7]. Ebenso verschieden sind die Ansichten über Zeitpunkt und Bedingungen der «mährischen» Stammeseinigung; teils wird dieser Vorgang mit dem Fall des Awarenreiches zu Ende des 8. Jahrhunderts und dem damit entstehenden «Machtvakuum» in Verbindung gebracht, teils auch früher datiert und als Abwehrreaktion gegen die Awaren während deren expansiver Phase gedeutet.

 

Der erste namentlich bekannte Herrscher <Großmährens>, Moimir, soll jedenfalls

 

 

1. Deutsche Ausgabe in 9 Bänden 1836 ff.; die tschechische Ausgabe erschien 1848 ff.

 

2. Dazu F. Prinz, František Palacký als Historiograph der böhmischen Stände; in: Probleme der böhmischen Geschichte = Veröff. d. Collegium Carolinum, 16 (1963), S. 84-94; zum ideologischen Hintergrund T. G. Masaryk, Palackého idea národa českého (Praha 1947); Bibliographisches bei G. J. Morava, Franz Palacký (Wien 1990).

 

3. Vgl. Dudík 1860.

 

4. Gegen Novotný gerichtet war die Geschichte Böhmens und Mährens von B. Bretholz (1912), der allerdings in den hier interessierenden Fragen kaum andere Ansichten vertritt.

 

5. So erstmals in breiterem Rahmen J. Poulík, Staroslovanská Morava (Praha 1948) und J. Dekan, Ríša Velkomoravská (Bratislava 1951).

 

6. Quellenbelege folgen im Hauptteil der Untersuchung; Literaturangaben sind so knapp wie möglich gehalten und haben eher exemplarischen Charakter; die Auseinanderset zung mit der Literatur erfolgt ebenfalls im Hauptteil.

 

7. Vgl. Exkurs 2.

 

 

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bereits über das ganze Marchtal geboten haben; unter seiner Ägide soll auch die erste über Mähren hinausreichende territoriale Ausweitung vorgenommen worden sein. Um 830/40 habe er nämlich seinen Nachbarn Pribina, dessen Residenz man in Ni-tra/Neutra sucht, vertrieben und die Westslowakei annektiert. Eine weitere Expansion nach Osten soll unter Moimirs Nachfolger Rastislav stattgefunden haben, Quellenbelege hierfür fehlen jedoch; meist werden archäologische Argumente bemüht. In Rastislavs Regierungszeit (846-870) fallen vor allem schwere Kämpfe mit dem Ostfränkischen Reich; im Zuge dieser Kämpfe sollen Rastislav Bündnisbeziehungen zu den Böhmen und Sorben aufgenommen und die <Großmährer> eine Art hegemonialer Stellung unter den südlichen Westslawen erreicht haben. Bisweilen wird Rastislav auch die Eroberung des nördlichen Pannonien (Westungarn) zugeschrieben.

 

870 nahm Rastislavs Neffe Sventopulk seinen Onkel gefangen und lieferte ihn an die Franken aus. Sventopulk, der vorher als in Nitra residierender «Teilfürst» oder «Statthalter» die einstmals Pribina unterstehende Westslowakei verwaltet haben soll, errang nach einem kurzfristigen ostfränkischen Intermezzo selbst die volle Macht in <Großmähren>.

 

Unter Sventopulks Regierung (871-894) habe das <Großmährische Reich> seine größte Ausdehnung erreicht. Als wichtigste Erwerbung wird Böhmen betrachtet, das um 874/80 an <Großmähren> angegliedert worden sein soll. Auch die nördlich anschließenden Slawenstämme Mitteldeutschlands, in erster Linie die Sorben, seien um 880 unter Sventopulks Botmäßigkeit gekommen, desgleichen die Stämme Schlesiens und Südpolens, ohne daß hier eine zeitliche Fixierung versucht würde. Am meisten schwanken die Auslegungen bezüglich der <großmährischen> Ostgrenze: «Minimalisten» verlegen sie etwa an die Theiß und die heutige slowakische Ostgrenze, «Maximalisten» rechnen auch Teile Südrußlands und Siebenbürgens noch zu <Großmähren>. Im Süden wird als Grenze meist die Theiß, ein kurzes Stück der Donau sowie die Dräu angegeben. Das um den Plattensee liegende ostfränkische «Vasallenfürstentum» habe Sventopulk 884 erworben und bis 894 gehalten. Nach L. Havlík soll das solcherart umschriebene <Großmährische Reich> eine Fläche von 320000 bis 350000km2 besessen und ca. 1500000 Einwohner gezählt haben [8]. Doch unterscheiden sich die kartographischen Darstellungen <Großmährens> in der Zeit seiner größten Ausdehnung beträchtlich, wie etwa eine von A. Sós zusammengestellte Übersicht zeigt [9]. (Vgl. Karte 1)

 

 

8. Havlík 1978, S.33, 149; vgl. dazu Rez. Preidel 1979 zu Havlík 1978, S.309.

 

9. Sós 1973, S. 51 ff. mit Kartenbeispielen; weitere, von ihr nicht erwähnte kartographische Darstellungen Atlas po Bălgarska istorija (1963), Karte S.11/12; Havlík 1964, Anhang; Dostal 1965, Karte 8; Atlas cesk. dejin (1965), Karte 3 e; Großer Hist. Weltatlas, 2 (1970), Karte 61 b; Westermanns Atlas (1976), S.56 Karte II, S.59 Karte II; DDR-Atlas, 1 (1981), S.23,25.

 

 

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Noch zu Sventopulks Zeiten soll der Verfall des Reiches eingesetzt haben, bedingt durch den Zweifrontenkrieg gegen Ostfranken und Ungarn. Zwar seien dem Sohn und Nachfolger Sventopulks, Moimir II., der aus einem Bruderkrieg siegreich hervorging, die Länder der Böhmen, Sorben und Schlesier sowie Pannonien verlorengegangen, er habe aber zunächst den unter Rastislav erreichten Besitzstand halten können; nach L. Havlík soll 899 bis 901 sogar die karolingische «Ostmark» unter seine Herrschaft gekommen sein [10].

 

Erst um 907 sei das <Großmährische Reich> im Ungarnsturm endgültig untergegangen. Als «Erben» dieses Reiches wären die Dynastien der Přemysliden (in Böhmen und Mähren), der Piasten (in Südpolen) sowie der Arpáden (in Westungarn und der Slowakei) anzusehen; in der Forschung umstritten bleibt die Frage, ob das mährische Kerngebiet sofort an die Böhmen fiel oder zunächst von den Ungarn besetzt wurde. Neuerdings tauchte auch die Theorie auf, daß sich lokale Gewalten noch längere Zeit nach 907 in Mähren hätten selbständig halten können.

 

Ebenso wie die territoriale Ausdehnung des <Großmährischen Reiches> wurde auch die Frage seiner Abhängigkeit vom Ostfrankenreich unterschiedlich beurteilt; dabei deckte sich der «Frontverlauf» bis vor kurzem meist mit nationaler Zugehörigkeit - hie Tschechen, da Deutsche.

 

Allgemein akzeptiert wird eine Tributpflicht der <Großmährer>, wie man sie etwa aus ihrer Nennung unter den beim Reichstag von 822 durch Gesandte vertretenen Völkern erschließt. Im weiteren Verlauf der Beziehungen soll der Grad der Abhängigkeit nach V. Vavŕínek «von dem unmittelbaren Verhältnis der Macht abhängig» gewesen sein, also eine Situation geherrscht haben, wie sie F. Prinz ähnlich für Böhmen erschlossen hat [11]. Eckdaten des jeweiligen Machtverhältnisses wären die Jahre 846, 864, 874, 884, 890, 894 und 900.

 

Die Einsetzung Rastislavs durch Ludwig den Deutschen bedeutete 846 sicher eine auch de facto bestehende Oberhoheit der Ostfranken [12]; der 864 Rastislav abgezwungene Treueschwur nach einem gegen die Ostfranken verlorenen Krieg dokumentierte ebenfalls ostfränkische Stärke. Von deutschen Forschern wurden die Bestimmungen des Vertrages von 864 verschiedentlich dahingehend interpretiert, daß Rastislav ein Vasall Ludwigs gewesen (oder damals geworden) sei, und der Urteilsspruch gegen Rastislav nach dessen Gefangennahme 870 zeigt, daß zumindest die ostfränkische Seite dieser Auffassung war [13]. Dagegen wollen einige tschechische Historiker 864 einen «Vertrag zwischen ebenbürtigen Partnern» ausmachen,

 

 

10. Havlík 1965, S. 193.

 

11. Vavŕínek 1967, S. 4; Prinz 1965, S. 104.

 

12. Siehe Jäger 1960, S.24/25; anders Mayer 1970, S.343.

 

13. Wegener 1959, S.20; Herrmann 1965, S. 127; Preidel 1968, S.97; dagegen Jäger 1960, S.26.

 

 

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was den Worten der Quelle aber wohl doch Gewalt antut [14]. Hier heißt es nämlich: «(Rastislav) insuper cum universis optimatibus suis fidem se cunctis die-bus régi servaturum esse iuramento firmavit [15].» Der 874 zwischen Karlmann und Sventopulk in Forchheim abgeschlossene Friede scheint hingegen - nach einem für Sventopulk erfolgreichen Kriegsverlauf - ein Kompromiß gewesen zu sein; so jedenfalls beurteilen ihn K. Richter und H. Preidel. Ersterer sieht Treueid und Tributleistung Sventopulks als Gegenleistung für eine Art innerer Autonomie «Groß-mährens» ab 874, letzterer eine Verbindung vor allem zur konzedierten kirchlichen Eigenständigkeit <Großmährens> [16].

 

Es wird aber auch die These vertreten, daß <Großmähren> damals die völlige Unabhängigkeit erreicht habe bzw. daß bei den Verhandlungen überhaupt kein rechtsverbindliches Ergebnis erzielt worden sei. Während diese Positionen sicher überzogen sind, bleibt doch festzustellen, daß gerade in die Jahre nach 874 die entscheidende Expansion <Großmährens> gesetzt wird; die ebenfalls vorgebrachte Gegenthese einer Kapitulation Sventopulks 874 ist somit kaum haltbar.

 

Auch die Umstände der erneuten Treueidleistungen Sventopulks an Kaiser Karl III. «den Dicken» (884) und an Arnulf von Kärnten (890) zeigen den Charakter eines Abschlusses auf Gegenseitigkeitsbasis, waren doch beide mit territorialen Zugeständnissen an den Slawenfürsten verbunden. Daß Sventopulk trotz dieser de-iure-Verpflichtungen de facto in den zwei Jahrzehnten nach 874 unabhängig war [17] und zudem eine immer größere Machtbasis aufbauen konnte, wird man kaum bestreiten wollen. Nur bestand eben eine rechtliche Bindung, auf welche sich die ostfränkische Seite immer wieder berief.

 

Den Abstieg <großmährischer> Macht bezeugen dann die Friedensbedingungen, welche den Söhnen Sventopulks 894 und 901 auferlegt wurden; deutlich wird wiederum, wie schon 846 und 864, eine auch faktische Durchsetzung des ostfränkischen Hoheitsanspruches.

 

Während nun der Frage einer eventuellen Königswürde Sventopulks an anderer Stelle nachgegangen werden soll, wird auf das Problem der «staatsrechtlichen» Stellung, der Abhängigkeit vom Ostfrankenreich im weiteren nur noch insoweit eingegangen werden, wie territoriale Fragen involviert sind - also im Falle Pannoniens und Böhmens.

 

Auch die seinerzeit heftig geführte Feudalismus-Diskussion [18] soll hier nur kurz berührt werden,

 

 

14. Vaněček 1966, S.287; ihm folgend Mayer 1970, S.343.

 

15. Ann. Fuld. ad a. 864, Ed. Kurze 1891, S.62.

 

16. Richter 1967, S. 195/196; Preidel 1968, S. 101.

 

17. So Havlík 1973, S. 19 ff.

 

18. Vgl. L. E. Havlík, Genеze feudalismu a Slované; in: Slovanský přehled, 65 (1979), S. 33-48 bzw. The Character of the early Feudal Society of Slavic States; in Rapports, 2 (1980), S. 133-147.

 

 

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obwohl sie in der einschlägigen Literatur breiten Raum einnahm. Sie begann erst nach dem Zweiten Weltkrieg, während zuvor die «bürgerliche» tschechoslowakische Geschichtsschreibung noch die von F. Palacký unter dem Einfluß J. G. Herders formulierte These einer slawischen «Urdemokratie» auch für <Großmähren> vertreten hatte; einen genuin slawischen Feudalismus zog man seinerzeit nicht in Betracht [19].

 

Der entscheidende Anstoß kam mit der bekannten Diskussion über Charakter und geschichtliche Rolle des Feudalismus in der Sowjetunion, die noch unter Stalin einsetzte [20]. In der ČSSR wurde die Debatte bezeichnenderweise von Vertretern der Archäologie ausgelöst - die schriftlichen Quellen lassen nämlich kaum eine Aussage über die soziale Struktur <Großmährens> zu [21]. Gerade aber die «gemischte Argumentation» anhand der genannten historischen Quellen wie auch der Ausgrabungsergebnisse in Mähren ist nicht zulässig, da die beiden Forschungszweige zwei verschiedene historisch-kulturelle Erscheinungskomplexe erfassen!

 

Zu konstatieren ist jedenfalls, daß die marxistische Forschung den feudalen Charakter des «Großmährischen Reiches» für erwiesen hielt, worin ihr ein Teil der «bürgerlichen» Historiker gefolgt ist, während von anderer Seite auch Widerspruch kam. Aufgegeben ist jedoch offenbar der Versuch, weitere Untergliederungen und Periodisierungen der feudalen Epoche in <Großmähren> zu unternehmen. In letzter Zeit hat sich die Diskussion fast völlig in den archäologischen Bereich verlagert, nicht zuletzt deswegen, weil man sich hier den größten Zuwachs an einschlägigen neuen Erkenntnissen erhofft.

 

 

Den bisher geschilderten Vorstellungen über die «profane» Geschichte <Großmährens> entsprechen diejenigen über Wirkungsgebiet und kulturelle Rolle der von den Brüdern Kyrill und Method getragenen Mission unter den «Großmährern». Da die hier referierte «orthodoxe» Version der <großmährischen> Geschichte seit anderthalb Jahrhunderten fast ohne Gegenstimmen vertreten wurde, scheint es - will man eine andere Position beziehen - interessant, die ideologischen Hintergründe auszuleuchten [22].

 

 

19. Vgl. Prinz 1976, S. 254.

 

20. Zu dieser Art der Übernahme sowjetischer Vorbilder s. etwa O. Pustejovsky, Die zwie spältige Umdeutung der tschechischen Geschichte; in: Saeculum, 11 (1960), S.247-265.

 

21. J. Böhm, K otázce o vzniku feudalismu v českých zemích; in: Český lid, 38 (1951), S. 162180; K otázce o vzniku feudalismu na území ČSR; in: Český lid, 40 (1953), S. 151-157.

 

22. Zum psychologischen Hintergrund tschechischer Historiographie allg. vgl. J. Pekařř, O smyslu českých dějin (Praha 1990); T. G. Masaryk, Česká otázka (Praha 1990).

 

 

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0.2. Die ideologischen Hintergründe: Kyrillomethodianische Idee und <großmährisches> Erbe

 

Anders als die Erinnerung an das <Großmährische Reich>, die nach einer kurzfristigen Konjunktur unter Přemysl Otakar II. nur noch in einigen gelehrten Werken überlebte, blieb die kyrillomethodianische Idee seit ihrer enormen Propagierung unter Karl IV. in den böhmischen Ländern lebendig. Es war dies selbstverständlich in erster Linie ein Werk kirchlicher Kreise und diente entsprechend weniger «weltlichen» Zielsetzungen (wie der <großmährische> Gedanke unter Přemysl Otakar) als vielmehr kirchlicher Politik [1].

 

Zunächst gedachte man der «Slawenlehrer» vor allem in Predigten und Gebeten, die aus jenen der Zeit Karls IV entwickelt wurden. Deutlich schälte sich bereits im 16. Jahrhundert die Tendenz heraus, den Kult der beiden Heiligen für Unierungsbestrebungen einzusetzen - vorläufig nur auf katholischer Seite [2]. So war es denn auch ein Zisterzienser aus dem mährischen Kloster Velehrad, J. C. Hirschmentzel (1638-1703), der als erster neuzeitlicher Biograph Kyrills und Methods gelten darf; seine «Vita SS. Cyrilli et Methudii, archiepiscoporum Moraviae sive Vetus Wellehrad» erschien 1667 in Prag und hatte beträchtlichen Einfluß auf die weitere Forschung. Im Bereich der Slowakei (damals «Oberungarn») findet sich die erste Bezugnahme auf die Brüder aus Thessalonike bei B. Szölösi in den «Cantus Catholici» (1655), auf protestantischer Seite bei D. Sinapius-Horčička im «Neoforum Latino-Slavonicum» (1678) [3].

 

Als besonders wichtig erwies sich bald - unter Betonung der von Kyrill und Method verwendeten Kirchensprache, des Altkirchenslawischen - das Motiv der Verteidigung der slawischen Muttersprache gegen Germanisierung und Magyarisierung. Solcherart instrumentalisierte der böhmische Jesuit B. Baibín (1621-1688) die Method erteilte Genehmigung der slawischen Liturgie in seiner «Apológia pro lingua slavonica praecipue bohemica», die erst 1777 in tschechischer Übersetzung erschien. [4] In der Slowakei begann der Kampf um sprachliche und nationale Identität, gestützt auf die kyrillomethodianische Tradition, mit J. B. Magin (1681-1735), dessen «Murices sive Apologia» 1723 erschienen [5]. Einen großen Fortschritt für die Slowaken - denen übrigens damals von ungarischer Seite unter Ausschluß der Tschechen das alleinige Anrecht auf das kyrillomethodianische Erbe zugesprochen wurde -

 

 

1. Dazu ausführlicher in der angekündigten Abhandlung über die kyrillomethodianische Mission.

 

2. Zlámal 1969, S.114ff.; Huber 1971, S.10.

 

3. Kirschbaum 1963, S. 158; Habovstiaková 1981, S.278.

 

4. J. P. Kučera, J. Rak, Bohuslav Baibín a jeho místo v české kultuře (Praha 1983).

 

5. Kolejka 1963, S. 125; Kirschbaum 1963, S. 159; Kučera 1986, S. 300/301; vgl. auch A. A. Baník, Ján Baltazár Magin (Trnava 1936).

 

 

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bedeutete die 1777 von Papst Pius IV. erteilte Genehmigung, Kyrill und Method in allen habsburgischen Kronländern zu verehren [6].

 

In Mähren förderte zu dieser Zeit die in Olmütz ansässige «Gesellschaft der Unbekannten» neben anderen heimatlichen Traditionen auch das Gedenken an Kyrill und Method im Sinne der Aufklärung. Ansonsten blieb aber in Mähren der kyrillomethodianische Gedanke rein religiös ausgerichtet, in Böhmen hingegen nahezu unbeachtet [7].

 

Ein Wandel bahnte sich an mit den großen wissenschaftlichen Entdeckungen zu Beginn des 19. Jahrhunderts. L. v. Schlözer (1757-1809) gab 1802-09 die in Rußland seit ca. 1700 bekannte «Nestorchronik» heraus. Er lenkte damit den Blick J. Dobrovskýs (1753-1829) auf die kyrillomethodianische Problematik; 1823 veröffentlichte dieser «Cyrill und Method, der Slawen Apostel» als erstes in einer Reihe von Werken zu diesem Thema [8]. Es folgte 1843 die Entdeckung der Handschriften der Kyrillund Methodviten in Moskau; kurz darauf erschienen die «Prolegomena historica in Evangelia slavica» des Slowenen}. B. Kopitar (1780-1844).

 

In Wechselwirkung mit diesen historischen Fortschritten entwickelte sich die politische Inanspruchnahme Kyrills und Methods auf dem Boden der späteren ČSSR - interessanterweise zuerst in der Slowakei. Hier nutzte die Gruppe um den Philologen A. Bernolák (1762-1813), welcher sogar der Kardinal A. Rudnay angehörte, die kyrillomethodianische Idee im Sinne einer sprachlichen, kulturellen und kirchlichen Gleichstellung der Slowaken mit dem magyarischen Reichsvolk. 1835 verfaßte der Dichter J. Hollý (1785-1849) aus dem Kreise Bernoláks die «Cyrillomethodiada», die als früher Ausdruck slowakischen Nationalgefühls gewertet werden. Während der Revolution von 1848/49 erfolgte dann der endgültige Schritt von der kulturellen zur politischen Zielsetzung, als die Slowaken ihre Unabhängigkeitsforderungen gegenüber Ungarn auf die kyrillomethodianische (wie übrigens auch die <großmährische>) Tradition stützten [9].

 

Anders verlief bis zu diesem Zeitpunkt die Entwicklung in Böhmen und Mähren.

 

 

6. Kirschbaum 1 963, S. 1 60.

 

7. Zlámal 1969, S. 129/130.

 

8. Zlámal 1969, S. 1 32 ff.; Měšťan 1988, S. 207; M. Fryščak, A Chapter from the History of Research on Constantine-Cyril and Methodius; in: Slovène Studies, 9 (1987), S. 87-92.

 

9. T. J. Zúbek, The Bernolák School; in: Slovak Studies, 1 (1961), S. 61-68; A. Mráz, Zástoj cyrilometodejskej idey u bernolákovcov; in: Sbornik fil. fak. Univ. Komenského, 14 (1962), S. 7-53; J. Tibenský, Bernolák's Influence and the origins of the Slovák Awake-ning; in: Studia Historica Slovaca, 2 (1964), S. 140-188; Kolejka 1963, S. 125; Kirschbaum 1963, S. 1 60 ff.; Zlámal 1969, S. 140/141; Butvin 1971, S.132ff.; Habovstiaková 1981, S. 279; s. a. K. Rosenbaum, Hollého epos o Cyrilovi a Metodovi; in: Veľká Morava (1963), S. 1 16-135.

 

 

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Zwar stand der Slawenkongreß von 1848 in Prag unter der Ägide Kyrills und Methods, mit deren Bildnis der Altar während des Festgottesdienstes geschmückt wurde. Doch waren die beiden Heiligen hier Symbol einer Einigung aller slawischen Länder, nicht einer spezifisch böhmischen Bewegung; zweifellos eignete sich der Landespatron Wenzel für letzteres besser. Im übrigen galten in Böhmen zu jener Zeit die Hussiten als die geistigen Fortsetzer des kyrillomethodianischen Werkes [10]!

 

Eine gänzlich anders geartete, «kirchlich-romantische» Auslegung erfuhr dagegen die kyrillomethodianische Idee in Mähren, wo der Brünner Theologieprofessor F. Sušil (1804-1868) die Wurzeln dieser Traditionen im Volke suchte. Susils Verein «Dedictví sv. Cyrilla a Methodeje» strebte die Gewinnung der Ostslawen für die katholische Kirche an. Der Plan einer allslawischen Wallfahrt zum 1205 gegründeten Kloster Velehrad, dem vermeintlich einstigen Sitz des Erzbischofs Method, wurde allerdings damals noch von der kirchlichen Obrigkeit wegen «panslawistischer Gefahren» abgelehnt. Die Ambivalenz des kyrillomethodianischen Gedankens um diese Zeit erwies sich, als sich 1849 in einem «Nationalen Verein der hll. Kyrill und Method» sowohl national gesinnte Liberale wie auch katholische Geistliche zusammenfanden; bereits 1850 gründeten die Geistlichen einen eigenen, ausgeprägt katholisch-konservativen Verein («Erbe der hll. Kyrill und Method»), der fortan als Bollwerk gegen die aus Böhmen kommenden «hussitischen» Strömungen galt. Überhaupt wurden die beiden Heiligen damals für eine mährisch-katholische, anti-böhmische Richtung, für einen «mährischen Separatismus» vereinnahmt [11].

 

Den entscheidenden Impuls für die nationale Auswertung der kyrillomethodianischen Traditionen gaben, wenn auch zunächst indirekt, die Feiern zum 1000. Jahrestag der Ankunft der beiden «Slawenapostel» in <Großmähren>. Im Vorfeld dieser Feiern, die 1863 in Velehrad bei Uherské Hradištč stattfanden, standen wiederum Befürchtungen der Obrigkeit vor panslawistischen Bekundungen. Die Feiern selbst waren jedoch auf Druck der Kirchenspitze weniger national als christlich ausgerichtet. Neben Böhmen und Slowaken erschienen auch Delegationen anderer, vor allem katholischer Slawenvölker, so Slowenen, Kroaten, Polen und Sorben.

 

In der Slowakei fand die Feier einen betont nationalen Widerhall. Seit 1850 bestand hier die von J. Palárik geleitete Zeitschrift mit dem programmatischen Titel «Cyril a Metod». Bereits 1861 hatte Bischof S. Moyses von Banská Bistrica (1797-1869), der sich in der kyrillomethodianischen Propaganda besonders engagierte, ein «Memorandum der slowakischen Nation» initiiert,

 

 

10. Zlámal 1969, S. 140; Butvin 1971, S. 144/145; Rabas 1971, S.333ff.; Tamborra 1981, S.239; s.a. V. Žáček, Slovanský sjezd v Praze r. 1848 (Praha 1958); L. D. Orton, The Prague Sláv Congress of 1848 (New York 1978); Měšťan 1988, S. 207.

 

11. Kolejka 1963, S. 126; Zlámal 1969, S.136ff.; Tamborra 1981, S.249ff; s.a. M. Procházka, František Sušil (Praha 1871). Zu Velehrad als Zentrum religiöser Bestrebungen F. Cinek, Velehrad víry (Olomouc 1936).

 

 

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in dem unter anderem die Anerkennung der «Slawenapostel» als Patrone der Slowaken gefordert wurde; dieses Ansinnen wurde sowohl in Budapest wie auch in Wien abgelehnt.

 

Im Jahre 1863 erhob man nunmehr die Bitte um ein eigenes slowakisches Erzbistum und eine eigene Kirchenhierarchie slowakischer Sprache, was wiederum abgeschlagen wurde. Dagegen gelangen einige Erfolge auf kulturellem Gebiet; so wurde 1863 die Gesellschaft «Matica slovenská» zur Kulturpflege gegründet wie auch slowakischsprachige Schulen eingerichtet. Außerdem überschwemmte eine wahre Welle von Werken kyrillomethodianischen Inhalts, teils auch von nationalistischer Tendenz, das Land; als mit der kyrillomethodianischen Vergangenheit besonders befaßter Historiker trat damals F. V. Sasinek (1830-1914) hervor. Schon nach kurzer Zeit fiel diese Scheinblüte jedoch dem österreichisch-ungarischen Ausgleich von 1867 zum Opfer: 1875 wurden «Matica» und slowakische Schulen von der Budapester Regierung verboten, eine ungarische Repression gegen die als staatsgefährdend und - nicht ganz zu Unrecht - als panslawistisch inspiriert betrachtete Verehrung der heiligen Brüder setzte ein [12].

 

Erfreulicher für die Betroffenen gestaltete sich die Entwicklung m Mähren, wo der Erzbischof von Olmütz, F. v. Fürstenberg (1813-1892), sich die Idee einer Erhaltung der kyrillomethodianischen Tradition völlig zu eigen machte - möglicherweise als Reaktion auf die Versuche der damaligen liberalen Regierung in Wien, den Einfluß des Vatikan in Österreich-Ungarn einzudämmen. Unter Fürstenberg wurde Velehrad zu einem Zentrum von Wallfahrten und religiösen Feiern, beginnend 1869 mit der Gedächtnisfeier des 1000. Todestages von Kyrill, an welcher der Erzbischof selbst teilnahm. Doch blieb das kyrillomethodianische Motiv in Mähren weiter ein vorwiegend religiöses, allenfalls wurden Klagen über die deutsche Amtssprache in der Kirche laut [13].

 

In Böhmen überschattete ohnehin der Wenzelskult denjenigen der «Slawenapostel»; doch hatte in diesem Landesteil traditionell anti-katholischer Strömungen die starke Hervorhebung des panslawistischen Charakters der kyrillomethodianischen Idee die Folge, daß in den siebziger Jahren etliche Russophile zur Ostkirche übertraten, die sie für die wahre Hüterin dieser Idee erklärten - eine für die katholische Kirche unerwartete und unerfreuliche Reaktion [14]!

 

In dieser Situation erließ Papst Leo XIII. am 30. Sept. 1880 die Enzyklika «Grande Munus», in welcher das Werk der «Slawenapostel» gewürdigt, der 5. Juli zu ihrem gemeinsamen Feiertag erhoben und auf den Bereich der gesamten Kirche

 

 

12. Kolejka 1963, S. 128 ff.; Kirschbaum 1963, S. 164 ff.; Zlámal 1969, S. 144 ff.; Rabas 1971, S.341; Butvin 1971, S. 147; Kasalaj 1972, S. 153; Měšťan 1988, S.208/209.

 

13. Kolejka 1963, S. 133/134; Zlámal 1969, S. 142 f f.; Kasalaj 1972, S. 153/154.

 

14. Kolejka 1963, S. 123, 134/135; Huber 1971, S.ll/12; Měšťan 1988, S.208/209.

 

 

15

 

ausgedehnt sowie das unverminderte päpstliche Interesse an den Slawen ausgedrückt wurde [15]. Diese Enzyklika steigerte zwar die Begeisterung der katholischen Slawen, vor allem der Kroaten unter dem Einfluß des Bischofs J. G. Strossmaier (1815-1905), für die kyrillomethodianische Idee, führte aber verschiedentlich auch zu in Rom nicht gern gesehenen Forderungen nach einer altkirchenslawischen oder nationalen slawischen Liturgie [16].

 

Die Feierlichkeiten zum 1000. Todestage Methods im Jahre 1885 weckten denn auch gerade von der Enzyklika angefachte Befürchtungen auf deutscher Seite; abermals waren keine nationalen Vereine zugelassen, als Sinn der Feierlichkeiten wurde die reine Glaubenspflege herausgestellt [17].

 

Die Ostkirche in Rußland und Serbien reagierte auf die Enzyklika von 1880 ihrerseits mit einer verstärkten Propagierung der kyrillomethodianischen Idee in ihrem Sinne: Vereinigung aller Slawen im östlichen Ritus. Es entstand ein Kontrast zwischen «katholischem Panslawismus» österreichischer Prägung und dem «orthodoxen Panslawismus» russischer Herkunft, die sich beide auf dieselben Wurzeln beriefen; in diese Zeit fällt auch eine Ausweitung der seit den vierziger Jahren geführten Diskussion um die «Rechtgläubigkeit» Kyrills und Methods, also ihrer Romoder Byzanztreue, die mittlerweile längst überholt ist.

 

Als Antwort auf die orthodoxe Propaganda gründete Fürstenbergs Nachfolger, Erzbischof A. C. Stojan von Olmütz (1851-1921), 1892 in Velehrad das «Apostolat der hll. Cyrill und Method» als Zentrum katholischer Unierungsbestrebungen [18].

 

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts schien die kyrillomethodianische Idee jede Bedeutung für die nationale Bewegung der Tschechen und Slowaken verloren zu haben; allenfalls bildete sie noch den Nährboden für die Tendenz zum mährischen Separatismus. In der innertschechischen Diskussion der Historiker trat das Problem völlig zurück; eine begrenzte Zahl kritischer Untersuchungen trat an die Stelle romantisierender Traktate, wie sie seit 1880 in Umlauf waren [19].

 

1910 wurde in Velehrad die «Academia Velehradensis» gegründet; seitdem erfüllte Velehrad zweierlei Funktionen: Einerseits fanden hier von 1907 bis 1936 insgesamt 9 Unionskongresse statt, erhielt man 1920 das Privileg, die Messe slawisch zu lesen,

 

 

15. Kolejka 1963, S. 136; Rabas 1971, S.341; Huber 1971, S. 10; Kasalaj 1972, S. 154; Veselý 1982, S. 13; Vodopivec 1985, S.25; Lobkowicz 1985, S.241, 256.

 

16. M. Cepelič, M. Pavič, J. J. Strossmajer biskup (Zagreb 1900-1904); F. Šišić, J. J. Stross mayer (Zagreb 1933); Vodopivec 1985, S.26.

 

17. Kolejka 1963, S.136ff.; Rabas 1971, S.342, Kasalaj 1972, S. 154/155.

 

18. Kolejka 1963, S. 140; Zlámal 1969, S. 146ff.; Huber 1971, S. 10; Kasalaj 1972, S. 155ff.; s.a. F. Cinek, Arcibiskup Dr. Anton C. Stojan (Olomouc 1933); L. Nemec, Antonín Cyril Stojan (New York 1983).

 

19. Kolejka 1963, S.137ff.; Kolejka/Šťastný 1965, S.604; Měšťan 1988, S.210.

 

 

16

 

wurde die Velehrader Kirche 1928 zur «Basilica minor» erhoben; andererseits wuchs zunehmend das historisch-archäologische Interesse, das sich in der Herausgabe eigener Publikationen und Periodika äußerte.

 

Der Erste Weltkrieg führte zum vorläufigen Ende der Propagierung kyrillometho-dianischer Ideen; nach 1918 verfolgte die Prager Regierung antikirchliche Tendenzen, welchen Erzbischof Stoj an diese Idee als Sammelpunkt der katholischen Opposition entgegensetzte. Auch in der Slowakei zeigte sich diese Funktion mit zusätzlicher Spitze gegen die in Böhmen betriebene Glorifizierung des Hussitentums [20].

 

Zwar folgte auf die Wenzelsfeiern des Jahres 1929 eine offizielle Rehabilitierung der kyrillomethodianischen Idee als eines einigenden Bandes zwischen Tschechen und Slowaken [21], doch zeigte sich bereits die politische Zwiespältigkeit dieser Idee: So gut wie für die Einheit der ČSR konnte sie auch für einen mährischen oder nunmehr besonders für einen slowakischen Separatismus eingesetzt werden. In der Slowakei entstanden zahlreiche kyrillomethodianische Kulturvereine und Zeitschriften nationalslowakischer Ausrichtung, und die «Volkspartei» A. Hlinkas (1864-1938) führte ihren Kampf gegen Sozialismus und «Hussitismus» auch im Namen der beiden Heiligen [22].

 

Im «großdeutschen» Satellitenstaat Slowakei gehörten die Feiern zu Ehren der «Slawenapostel» jeweils am 5. Juli in Nitra und Devín zu den staatstragenden öffentlichen Akten; Kyrill und Method erschienen auf den Insignien der Universität von Preßburg/Bratislava wie auch auf der 20-Kronen-Münze der Slowakei. Dagegen waren im «Protektorat Böhmen und Mähren» seit 1941 alle kyrillomethodianischen Zeitschriften und Vereine verboten [23].

 

Nach 1945 wurde die kyrillomethodianische Idee im gesamttschechoslowakischen Sinne «nationalisiert» bzw. «slawisiert»; dies erregte den Protest der «Slowakischen Demokratischen Partei», welche die religiöse Seite stärker betont sehen wollte. Mit der völligen Machtübernahme der Kommunisten 1948 wurden Institutionen kyrillomethodianischer Prägung erneut verboten [24]. Das 1965 von J. Kolejka und V. Šťastný konstatierte «Ende der Propagierung kyrillomethodianischer Gedanken» ist aber derartig absolut nicht zu sehen,

 

 

20. Zlámal 1969, S. 147; Kasalaj 1972, S.157ff.; Kolejka/Šťastný 1965, S.606; Rabas 1971, S. 344 ff.

 

21. Vorausgegangen war 1927 ein Hirtenbrief Pius XI. an die katholischen Bischöfe Jugosla wiens und der Tschechoslowakei, der die internationale Rolle der «Slawenapostel» her vorhob (Lobkowicz 1985, S. 243).

 

22. Kirschbaum 1963, S. 168; Kolejka/Šťastný 1965, S.606; s.a. J. Jelinek, The Parish Republic: Hlinka's Slovák People's Party (New York 1976).

 

23. Kirschbaum 1963, S.169; Zlámal 1969, S. 150; Měšťan 1988, S.211.

 

24. Kolejka/Šťastný 1965, S.607; Huber 1971, S. 11; Měšťan 1988, S.211/212.

 

 

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auch wenn sich der Schwerpunkt in die slowakische Emigration und nach Rom verschoben hatte [25]. So wurde beispielsweise die 1100-Jahrfeier 1963 außer in Rom, Sofia, Salzburg und Washington auch in Brunn und Nitra begangen. Zu diesem Anlaß würdigte Papst Johannes XXIII. Kyrill und Method in dem Schreiben «Magnifici Eventus» vom 11. Mai 1963 [26].

 

Besondere Beachtung finden die «Slawenlehrer» jedoch nunmehr unter dem Pontifikát Johannes Pauls IL, des ersten slawischen Papstes. So erging am 31. Dez. 1980 das apostolische Schreiben «Egregiae Virtutis», in welchem die beiden Brüder - hier als «Slawenapostel» angesprochen - neben Benedikt von Nursia zu «Mitpatronen Europas» ernannt wurden. Das Papstschreiben, das ein Zeichen zur Versöhnung mit der Ostkirche setzen sollte, war zugleich Anlaß für mehrere erklärende Darstellungen der kyrillomethodianischen Mission aus dem Blickwinkel des Vatikans [27].

 

Denselben Tenor hatten die Festreden bei den 1100-Jahr-Feiern im Jahr 1985, welche Vertreter der katholischen wie orthodoxen Kirche hielten [28]. Die anläßlich dieses Jubiläums am 2. Juni 1985 erlassene Enzyklika «Slavorum Apostoli» bildet den vorläufigen Höhepunkt einschlägiger päpstlicher Äußerungen. Es findet sich darin die Auffassung, daß Kyrill und Method die Westslawen bekehrt hätten (§§23 und 24), wie auch, daß Velehrad einst Sitz Methods gewesen sei (§29), hineingenommen «offenbar unter dem Einfluß der den Papst umgebenden tschechisch-slo-wakischen Berater», wie O. Kronsteiner annimmt [29].

 

Durch ihr Einwirken kommt wohl in der Enzyklika ein weiteres Motiv zum Tragen, nämlich das <großmährische>. Es fand, wie bereits angedeutet, im politischen Leben der Tschechen und Slowaken erst später Eingang als sein kyrillomethodianisches Gegenstück.

 

Es waren zuerst die slowakischen «Erwecker» im Kreis um A. Bernolák, welche auf die vermeintliche <großmährische> Abkunft der Slowaken hinwiesen und aus der großartigen Vergangenheit das Recht auf kulturelle Autonomie ableiteten. Nicht nur verschiedene slowakische Historiker, sondern auch Dichter wie der bereits genannte J. Hollý arbeiteten für dieses Ziel; 1833 erschien Hollýs Epos «Svatopluk»,

 

 

25. Kolejka/Šťastný 1965, S.608.

 

26. Salajka 1969, S. 1/2; Vodopivec 1985, S.27; ebd. S. 148/149 Teilabdruck.

 

27. Veröff. im «Osservatore Romano» vom 1. Jan. 1981; vgl. auch Veselý 1982; Lobkowicz 1985, S.257ff.; Vodopivec 1985, S.32ff., hier S. 16ff. eine Auflistung weiterer einschlägi ger Papstreden seit 1981; s.a. Měšťan 1988, S.212, R. Köhler, Der 1100. Todestag des hl. Methodius in der tschechoslowakischen Presse (Marburg 1987).

 

28. Vgl. Piffl-Perčevič/Stirnemann 1987, S.341 ff.

 

29. Veröff. im «Osservatore Romano» vom 12. Juli 1985; vgl. dazu Kronsteiner 1986, S.272.

 

 

18

 

das interessanterweise eine Neigung zur Höherwertung der Slowaken (= <Großmährer>) gegenüber den Böhmen zeigt [30].

 

Dieser ersten, «kulturellen» Phase folgte eine zweite, stärker politisierte in der nächsten Generation, die von L. Štúr (1815-1856) und seinem Kreis vor allem protestantischer Intellektueller geprägt war. Zwar berief sich diese Gruppe 1848 auch auf Kyrill und Method, doch stand die Betonung der einstigen Größe <Großmährens> eindeutig im Vordergrund [31].

 

Gewisse Kreise in Mähren nahmen 1848 die <Großmähren>-Idee erstmals zum Anlaß, über eine mögliche «Wiedervereinigung» mit der Slowakei als «Tatraland» zu spekulieren.

 

In Böhmen legte man hingegen das Schwergewicht historisierender politischer Argumentation eher auf das Zeitalter der Přemysliden. Wichtig für die Bewußtseinsbildung der Tschechen und Slowaken waren zu dieser Zeit die Arbeiten des Slawisten und Historikers P. J. Šafárik (1795-1861), von dem 1826 eine «Geschichte der slawischen Sprache und Literatur», 1837 die «Slovanské starožitnosti» erschienen [32].

 

Nach den Enttäuschungen der Jahre 1848/49 trat die politisch gefärbte <großmährische> Komponente bei den Slowaken wieder hinter der unverdächtigeren, schembar apolitischen kyrillomethodianischen zurück, während man sich in Böhmen erneut auf die Přemysliden besann - auch wenn hier der gebürtige Mährer F. Palacký ein gewisses Interesse für <Großmähren> bekundete.

 

Eine besondere Entwicklung nahm in dieser Richtung, wie auch schon im Falle der kyrillomethodianischen Idee, die Markgrafschaft Mähren, wo manche Vertreter der Stände eine größere Unabhängigkeit von Böhmen anstrebten. So plante der mährische Landund Reichstsgsabgeordnete I. Wurm (1825-1911) die Wiedererrichtung eines «großmährischen Königreiches) [33]. Von «separatistischen» mährischen Adligen wurde der Historiker und Archivar A. Boček (1802-1847) 1832 mit der Herausgabe der Quellen zur Geschichte Mährens beauftragt. Boček, der mit dem notorischen Handschriftenfälscher V. Hanka (1791-1861) in Kontakt stand, ließ sich seinerseits zu Fälschungen, auch die <großmährische> Geschichte betreffend, hinreißen.

 

 

30. Kirschbaum 1963, S.161; Kolejka/Šťastný 1965, S.588; Zlámal 1969, S. 140/141; Butvin 1971, S. 132ff.; Habovstiaková 1981, S.279/280; Kučera 1986, S.301; zu weiterer slowak. Literatur dieser Zeit über <Großmähren> Š. Krčméry, Ozvena Veľkej Moravy v slovens kej literatúre; in: Stanislav 1933, S.411-439.

 

31. J. M. Hurban, Ľudovít Štúr, život a dielo 1815-56 (Bratislava 1959); J. Butvin, Veľkomo ravská tradícia u štúrovcov; in: Veľká Morava (1963), S. 136-161; V. Forst, Ľudovít Štúr (Praha 1986).

 

32. Butvin 1971, S. 135; Kučera 1986, S.301; vgl. K. Paul, Pavel Josef Šafárik. Život a dílo (Praha 1961); H. Rösel, Paul Josef Šafárik; in: Lebensbilder, 4 (1981), S. 137-163.

 

33. Zlámal 1969, S. 139.

 

 

19

 

[34] Auf soliderer Basis, wenn auch auf ähnlichen Interessen fußend, stand dagegen die seit 1860 erschienene Geschichte Mährens von B. Dudík (1815-1890). Eher als ein Ausdruck des Kampfes zwischen Slawenund Germanentum im allgemeinen ist dagegen das 1857/58 von J. V. Frič verfaßte Drama «Svatopluk und Rastislav» aufzufassen [35].

 

Im Sog der kynllomethodianischen Jahrestage 1863 bis 1885 wuchs auch das Interesse der Öffentlichkeit für <Großmähren>, wobei sich beide Motivstränge in der Verfolgung nationalpolitischer Zielsetzungen immer stärker vermischten; besonders galt dies für die Slowakei, wo sich die magyarische Repression bis 1918 auch gegen den <großmährischen> Ideenkomplex richtete. Dagegen verbanden die liberalen «Jungtschechen» die nationale Idee weniger mit der <großmährischen> Vergangenheit; trotzdem hatte der Gelehrtenstreit zwischen Tschechen und Deutschen über den Status <Großmährens> in den letzten Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg durchaus politische Dimensionen, ging es doch um die «Staatsfähigkeit» der Tschechoslowaken [36].

 

 

Diese Dimension wurde noch viel deutlicher, als die tschechische Delegation bei der Pariser Friedenskonferenz von 1918/19 Material über das <Großmährische Reich> vorlegte, das sowohl den Anschluß der Slowakei als auch weitergehende territoriale Ansprüche rechtfertigen sollte [37].

 

Die 1918 errichtete erste tschechoslowakische Republik (ČSR) galt vielen als wiedererstandenes <Großmähren>, Außenmimister E. Beneš wollte sie gar in «Vel-komoravie» umbenennen.

 

Die Betonung der Gemeinsamkeiten von Tschechen und Slowaken führte zur Förderung aller wissenschaftlichen Arbeiten über <Großmähren>, zumal ja, wie erwähnt, das religiöse Bindeglied der kyrillomethodianischen Idee nach 1918 von Prag zunächst zurückgedrängt wurde. Es entstanden zahlreiche Standardwerke und Prachtbände, und die von H. Lemberg im Titel seines Aufsatzes formulierte Frage «Gibt es eine tschechoslowakische Geschichte?» wurde damals gerade auch unter Einbeziehung der <großmährischen> Vergangenheit diskutiert. Ebenso nahm sich die Literatur (I. Krasko, F. Wollmann) und die Publizistik (K. Čapek) des Themas an [38].

 

 

34. Vgl. E. Schieche, Antonín Boček; in: Lebensbilder, 2 (1976), S. 93-123; zur Hanka-Affäre Plaschka 1955, S.47ff.

 

35. Kolejka/Šťastný 1965, S.593.

 

36. Kirschbaum 1963, S.168; Kolejka/Šťastný 1965, S.594, 596, 603; Parrott 1965, S.2.

 

37. Parrott 1965, S.2; s. a. M. Kropílak, Veľkomoravská a cyrilometodejská tradíce po vzniku ČSR; in: Veľká Morava (1963), S. 184-199.

 

38. Kolejka/Šťastný 1965, S.605; Parrott 1965, S.2; Zlámal 1969, S. 149; Lemberg 1977, S.377ff.

 

 

20

 

Die der <großmährischen> ebenso wie der kyrillomethodianischen Idee inhärente Zwiespältigkeit erwies sich jedoch alsbald, indem auch sie vom slowakischen Nationalismus in Anspruch genommen wurde. Derartige Tendenzen zeigten sich erstmals bei der Pribina-Gedenkfeier in Nitra 1933 [39].

 

In der unabhängigen Slowakei galt es als Dogma, daß <Großmähren> die erste slowakische Staatsbildung gewesen sei, wie verschiedene in dieser Zeit entstandene historische Werke bezeugen; extreme slowakische Kreise vertreten diese These noch heute.

 

Nach 1945 wurde die <großmährische> Idee in ihrem schon während der ersten Republik propagierten Sinne einer tschechisch-slowakischen Zusammengehörigkeit wieder aufgegriffen, nunmehr allerdings die kulturellen Bezüge zu den anderen slawischen Völkern stärker hervorgehoben. Eine wichtige Rolle spielten dabei die seit 1948 verstärkt einsetzenden Ausgrabungen, die eine bis dahin weitgehend unbekannte Kultur des 9. Jahrhunderts in Mähren und der Westslowakei ans Tageslicht brachten.

 

Die sensationellen Funde führten zu einer Wende in der Haltung des Auslandes, das bisher der tschechoslowakischen Version der Geschichte <Großmährens> zum Teil doch recht kritisch gegenübergestanden hatte [40], trübten aber auch manchem den klaren Blick für die wirklich belegbaren Fakten.

 

Die eine hohe Kulturstufe dokumentierenden Ausgrabungen ließen das bisher behauptete west-östliche Kulturgefälle des frühen Mittelalters als nicht mehr so gravierend erscheinen; zweifellos steigerte dies das politische Selbstbewußtsein mancher Tschechoslowaken. Die in ganz Europa seit 1963 gezeigten Ausstellungen hatten geradezu propagandistischen Charakter und schienen auch, da die entdeckte Kultur nach Böhmen ausstrahlte, eine bereits im 9. Jahrhundert bestehende politische und kulturelle Einheit aller Tschechoslowaken zu erweisen.

 

So stimmte es denn einfach nicht, wenn 1965 J. Kolejka und V. Šťastný behaupteten, die <Großmähren>-Idee sei als Garant tschechisch-slowakischer Brüderlichkeit überflüssig geworden [41]. Vielmehr gehörte die Hervorhebung der «großmähri-schen» Vergangenheit zum Inventar der staatstragenden Geschichtsschreibung in der ČSSR, wie die Prachtbände gerade auch der letzten beiden Jahrzehnte vor deren Auflösung zeigten. Die Rolle <Großmährens> als eines Traditionsbegründers wird zudem deutlich in bestimmten, stereotyp wiederholten Formulierungen:

 

«Great Moravia was the first West Slavonic state formation built by the ancestors of the eastern part of the Czech nation in Moravia of today and of the ancestors of the Slovák nation» (L. Havlík);

 

 

39. Damals entstand der von J. Stanislav edierte Band «Ríša Veľkomoravská» (1933).

 

40. Parrott 1965, S.2/3; s.a. L. Holotík, Veľkomoravská tradícia drešok in: Veľká Morava (1963), S.200-212.

 

41. Kolejka/Šťastný 1965, S.608.

 

 

21

 

«Großmähren..., dieser gemeinsame Staat der Vorfahren der Tschechen und Slowaken» Q. Poulík);

 

«À l'origine de l'histoire politique de nous deux peuples se trouve l'Etat commun dont le titre traditionnel est la Grande Moravie» (M. Kučera) [42].

 

Diese wenigen herausgegriffenen Beispiele - ihre Zahl ließe sich beliebig vermehren - demonstrieren mit aller Deutlichkeit, warum die tschechoslowakische Historiographie dermaßen zäh an der überkommenen Version <großmährischer> Geschichte festhielt: Sie diente dem Konzept des «Tschechoslowakismus», das trotz gegenteiliger Behauptungen fortlebte, erfüllte eine Funktion beim «nation-building» und somit eine «nationalpädagogische Aufgabe» [43].

 

 

0.3. Frühe «Abweichler», die Thesen I. Bobas und ihre Kritiker

 

Bereits in der frühesten Zeit der kritischen Geschichtsschreibung hatten sich allerdings auch einige Gegenstimmen erhoben, die der allgemein geäußerten Ansicht über Lage und Geschichtsverlauf des <Großmährischen Reiches> entgegentraten.

 

So hatte etwa der allzeit skeptische «Patriarch der Slawistik» und Begründer der wissenschaftlichen Forschung über die Geschichte der Slawen, J. Dobrovský, Zweifel daran geäußert, daß Kyrill und Method jemals in Mähren gewirkt hätten [1]. Allerdings präzisierte Dobrovský nicht näher, wo er denn das Missionsgebiet der Brüder lokalisieren wollte. Auf Dobrovskýs von den Entdeckungen der Slawistik begeisterte Zeitgenossen wirkte seine «Hyperkritik» jedoch überwiegend negativ [2].

 

So überrascht es nicht, daß sich in der Folgezeit - soweit überhaupt Skepsis geäußert wurde - eine Kompromißlösung durchsetzte: Es hätten im 9. Jahrhundert zwei verschiedene Mähren bestanden! Das eine, sog. «obere Mähren» sei in der gleichnamigen tschechischen Landschaft sowie den angrenzenden slowakischen und niederösterreichischen Gebieten anzusetzen; es repräsentiere das bekannte <Großmährische Reich>. Das andere, «untere Mähren», auch «bulgarisches Mähren» genannt (!),

 

 

42. Havlík 1964, engl. Resümee S.436; Poulík 1966, S.97; Kučera 1980, S.41; Man vergleiche auch den Titel des jüngst erschienenen, von J. Poulík und B. Chropovský hrsg. Werkes «Velká Morava a počátky československé štátnosti», dtsch. «Großmähren und die An fänge der tschechoslowakischen Staatlichkeit» !

 

43. Zu diesen Begriffen s. Lemberg 1977, S.387ff.

 

1. In seinem Werk «Cyrill und Method, der Slawen Apostel» (Prag 1823).

 

2. Dazu Zlámal 1969, S. 133 ff.

 

 

22

 

habe im Tal des serbischen Flusses Morava gelegen und soll im 9. Jahrhundert zum bulgarischen Reich gehört haben [3].

 

In dieser Form erscheint die «Zwei-Mähren-Theorie» erstmals im 1860 erschienenen ersten Band der mährischen Geschichte B. Dudíks [4]; er assoziierte das «untere Mähren» mit einem im 9. Jahrhundert in einer bairischen Quelle belegten Stamm der «Merehani» [5]; auch versuchte er, den Widerspruch zwischen den eindeutig auf Südslawen hinweisenden Quellenbelegen zu Moravia und der allgemein akzeptierten Lokalisierung Moravias in seiner Heimat Mähren mit dieser Theorie zu lösen.

 

Es folgte ihm darin K. Jireček in seiner 1876 erschienenen «Geschichte der Bulgaren»; er vermehrte die Quellenbelege für das «untere», südslawische «Mähren» um die Erwähnung eines «Bischofs Agathon von Morava» im Jahre 879 sowie die Nennung eines Stammes der «Morawa» bei dem arabischen Geographen al-Mas'ūdī [6]. L. Pič bezog 1880 («Über die Abstammung der Rumänen») auch noch die Erwähnung eines «Archonten von Moravia» durch den byzantinischen Kaiser Konstantinos Porphyrogennetos in die Liste der Beweise für ein südliches «Mähren» ein; es habe zwischen Serbien und Kroatien einerseits, Bulgarien andererseits gelegen [7].

 

Die «Zwei-Mähren-Theorie» schien somit gut abgesichert. Sie wurde von L. Niederle in sein monumentales Handbuch «Slovanské starožitnosti» übernommen und auch in der 1923 erschienenen französischen Übersetzung wiederholt [8]. Damit hatte sie sich als wissenschaftliche These fest etabliert und wird weiterhin in zahlreichen Handbüchern und historischen Atlanten reproduziert; so verzeichnet etwa noch ein 1986 erschienener Sammelband zur Geschichte der Slawen außer den «Großmährern» ein Volk der «Moravjanen» im Tal der serbischen Morava [9].

 

Daneben steht vereinzelt die von F. Westberg 1898 vertretene Auffassung,

 

 

3. Die Begriffe «oberes» und «unteres Mähren» erscheinen in der «Proložnoje žitije Konstantina i Mefodija» (MMFH 2, S. 165), in einem mittelalterlichen bulgarischen Kalendár (MMFH 3, S. 43 7) und bei Lazius (MMFH 4, S. 3 79).

 

4. Dudík 1860, S. 100/101; in ähnlicher Form bereits bei K. v. Czoernig, Ethnographie der österreichischen Monarchie, Bd.2 (Wien 1857), S.41ff.

 

5. Dazu Kap.2.1.2.

 

6. Jireček 1879, S. 119.

 

7. J. L. Pič, Über die Abstammung der Rumänen (Leipzig 1880), S.42.

 

8. L. Niederle, Slovanské starožitnosti, Bd.II/2 (Praha 1910), S.363,417 mit Anm. 1-4 bzw. Niederle 1923, S. 103/104 Anm. 1.

 

9. Atlas po Bălgarska istorija (1963), Karten 8-10; Großer Hist. Weltatlas, 2 (1970), Karte 91a («Moravcen»); J. Herrmann (Hg.), Welt der Slawen (München 1986), Karten auf S.50 und 82; im Text erscheinen die Moravljanen jedoch nirgends mehr!

 

 

23

 

unter dem «Moravia» der frühmittelalterlichen Quellen sei in keinem Fall das moderne Mähren zu verstehen; dieses sei vielmehr unter dem Begriff «Bohémia» mit eingeschlossen gewesen. Böhmen und Mähren hätten gemeinsam auch «Weiß-» oder «Großkroatien» geheißen. Eine Neuansetzung <Großmährens> bot allerdings auch Westberg nicht [10].

 

Vielmehr verstummte nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst infolge des erwähnten, scheinbar so beweiskräftigen Zuwachses an archäologischen Funden der prinzipielle Zweifel am westslawischen Charakter der <Großmährer>. Debattiert wurde jetzt nur noch über ihre tschechische oder aber slowakische Ethnizität. So hatte etwa schon F. Robenek in den zwanziger Jahren die Slowakei und Nordungarn zu beiden Seiten der Donau als das einstige <Großmährische Reich> ins Auge gefaßt und Esztergom/Gran als Hauptstadt betrachtet. Auch J. Stanislav schloß auf die Slowakei als Schwerpunkt des Reiches, verlegte das Zentrum aber nach Nitra/Neutra [11]. Vertreter einer slowakischen Ethnizität der <Großmährer> waren bis vor kurzem vor allem Exilslowaken, die allerdings die traditionelle Abgrenzung des Reiches übernahmen, nur eben das Mähren des 9. Jahrhunderts von Slowaken bevölkert sein ließen [12].

 

So waren die Thesen, die I. Boba 1971 in seinem Werk «Moravia's History Re-considered» publizierte, für die Fachwelt revolutionär. Boba ging davon aus, daß der «Slawenlehrer» Methodius zum Erzbischof von Sirmium eingesetzt worden sei, somit tatsächlich für das Territorium des antiken Pannonien zuständig gewesen sei. Angesichts der «inséparable unity of ecclesiastical and secular aspects of medieval principalities» hätten also die Fürstentümer des Rastislav und Sventopulk ebenso wie das des Kocel (für welch letzteres diese Tatsache ja nie bestritten worden ist) in Pannonien und damit südlich der Donau liegen müssen [13].

 

Moravia selbst habe also nicht im Gebiet der ČSSR, sondern im nördlichen Jugoslawien gelegen, und zwar im Bereich der spätantiken Provinz «Pannonia Secunda». Deren Hauptort Sirmium sei im 9. Jahrhundert unter dem Namen «Marava/Maraha» bekannt gewesen; hier habe sich die Hauptstadt Moravias befunden, welches Boba als «principality around a city» und nicht als «nation-state» ansieht.

 

Doch auch das von Sventopulk vor 870 beherrschte Fürstentum, das sonst um Nitra vermutet wird,

 

 

10. Westberg 1898, S.96, 99/100.

 

11. Robenek 1927/28; Stanislav 1948.

 

12. Grébert 1965, S. 24 ff., 50 ff.; V. Bubrin, Great Moravia: Slovák History in its Formative Stage; in: S. J. Kirschbaum, A. C. R. Roman (Hg.), Reflections on Slovák History (To ronto 1987), S. 5-20.

 

13. Boba 1971, S. 2. Diese zentrale - und anfechtbare! - Gleichsetzung findet sich schon bei Boba 1967b; sie bildete offenbar den Anstoß zu Bobas weiteren Überlegungen.

 

 

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sei südlich der Donau, etwa im heutigen Bosnien zu suchen [14].

 

Rastislavs Moravia wie auch Sventopulks Fürstentum seien Teile einer größeren Einheit, einer «terra Sclavorum» oder «Sclavinia» gewesen, die sich nach der Niederlage der Awaren formiert und politisch von den siegreichen Franken emanzipiert habe. Diese «Sclavinia» sei als «Patrimonium» von verschiedenen Angehörigen ein und derselben Fürstenfamilie regiert worden. Sie habe sich über Teile der antiken Provinzen Pannonien, Dalmatien und Illyrien erstreckt, sei im Süden von der Adria, im Norden von der Dräu und/oder der Donau, im Osten etwa durch die Linie Belgrad-Niš und im Westen durch Karantanien begrenzt gewesen. Erst nach 890 und nur für kurze Zeit hätten die Herrscher Moravias auch Gebiete nördlich der Donau erworben.

 

Nach einem kurzen Überblick über die Geschichte Moravias, wie sie sich seiner Meinung nach unter diesen geänderten Bedingungen darstellt, erklärt Boba zunächst die oben genannten zentralen Begriffe «Marava», «Maravenses», «Moravia» und «Sclavonia». Sodann folgt eine Analyse der Quellenbelege zur Geschichte Moravias, getrennt in solche «westlicher» (d. h. vorwiegend ostfränkischer) und solche byzantinischer Provenienz. Daraufhin stellt er die Frage nach dem Umfang der Diözese Methods, wobei Boba den berühmt-berüchtigten Fälschungen des Bischofs Pilgrim von Passau besondere Bedeutung einräumt. Hieran schließt sich eine Untersuchung der Moravia betreffenden «tradition and evidence» bei den Südslawen («south of the Danube») bzw. bei den Westslawen («north of the Danube») an. Den Abschluß bildet eine ziemlich kurz gehaltene Übersicht über die archäologischen und philologischen Aspekte des Problems; hierbei verweist Boba auf die bereits zwei Jahrhunderte andauernde, bisher nicht entschiedene Diskussion über den westoder südslawischen Charakter der literarischen Hinterlassenschaft <Großmährens>.

 

Dieses «Opus magnum», zu dem sich übrigens eine frühere Arbeit zur Umdeutung der ungarischen Ethnogenese stellt [15], wurde bis in jüngste Zeit gefolgt von einer Reihe ergänzender Aufsätze und Artikel Bobas, ohne daß jedoch die zentrale These modifiziert worden wäre: Moravia lag im Ostteil des Drau-Save-Stromge-bietes, auf der rechten Seite der Donau, seine Hauptstadt war «Marava» = Sirmium. Wie stellte sich nun die Kritik zu Bobas Revision <großmährischer> Geschichte? Die Reaktion kann als durchaus gemischt bezeichnet werden; sie reichte von fast bedingungsloser Zustimmung bis hin zu völliger Ablehnung.

 

 

14. Boba hat bisher keinen Versuch einer kartographischen Darstellung seiner Hypothesen gemacht, was sicher zu einer Verdeutlichung beigetragen hätte (vgl. auch die entsprechen de Kritik in der Rez. Lewis 1973 zu Boba 1971, S. 113 bzw. Rez. Hanák 1975 zu Boba 1971, S.74).

 

15. Boba 1967.

 

 

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Sicherlich spielten dabei auch «Gefühle außerwissenschaftlicher Herkunft» eine Rolle, von denen in der Rezension T. v. Bogyays die Rede ist - und zwar auf beiden Seiten.

 

Generell positiv zu Bobas Argumentationsweise äußerten sich u. a. T. v. Bogyay, P. de Vooght, H. Preidel, A. R. Lewis und E. v. Ivanka. Besonders hervorgehoben wurde, daß Boba der Nachweis der Existenz einer Stadt «Marava/Maraha» durch konsequente Anwendung der Regeln lateinischer, griechischer und slawischer Grammatik gelungen sei; hier sahen die Rezensenten M. Lacko und I. Perényi jedoch eher den Fluß March, tschechisch Morava, als Namengeber von Land und Volk [16].

 

Häufiger abgelehnt wurde die Gleichsetzung des antiken Sirmium mit einer angeblichen frühmittelalterlichen Stadt namens «Marava» o. ä. und darauf verwiesen, daß Sirmium von der serbischen Morava, von welcher sich Landesund Volksname eventuell ableiten ließen, recht weit entfernt sei [17].

 

Daneben wurde Boba auch eine Vernachlässigung griechischer Quellen und Literatur vorgehalten. Des öfteren und hier zu Recht wurde kritisiert, daß Boba die Ortsnamen «Nitra» und «Dowina», welche neben dem vorläufig hypothetischen «Marava/Maraha» die einzigen toponomastischen Anhaltspunkte zur Lage Moravias sind, ignoriert habe; ja, daß überhaupt der Raum der Slowakei kaum berücksichtigt sei [18]. Unzufriedenheit herrschte weiterhin damit, wie Boba die quellenmäßig gut belegten Kontakte Moravias zu Böhmen abgehandelt habe. An der Sache vorbei geht jedoch die Kritik H. Preidels an der Verwendung des «Presbyter Dio-cleas», einer südslawischen Quelle des 12. Jahrhunderts, durch Boba. L. Havlík ließ sich übrigens von dieser Frage zu einer eigenen Studie anregen [19]. Im Bereich des kyrillomethodianischen Problemkreises wurde positiv vermerkt, daß das Verhältnis Methods zu südslawischen Völkerschaften wie auch Moravias zur byzantinischen Mission durch Bobas Ausführungen klarere Konturen gewännen. Vor allem mit seiner negativen Beurteilung einer angeblich ungebrochenen kyrillomethodianischen Tradition in Böhmen und Mähren traf Boba auf Zustimmung auch bei solchen Rezensenten,

 

 

16. Rez. Bogyay 1971, S.222; s.a. Bowlus 1987, S.552ff. Vgl. die Rezensionen Bogyay 1971, Vooght 1972, Preidel 1972, Lewis 1973, Ivanka 1973; die Rez. Bogyay 1982 zu Wolfram 1979, S. 367; sowie J. Bačic, Imre Boba - Forty Years of Scholarship; in: Slovene Studies, 8/2 (1986), S. 105-106; G. Décsy, Czech and Serbian «Morava»; in: UAJb 61 (1989), S.127-128. Rez. Bogyay 1971, S.222; Kronsteiner 1982, S.33ff. Rez. Lacko 1971, S.520; Rez. Perényi 1974, S. 189.

 

17. Rez. Lacko 1971, S.520; Rez. Graus 1972, S.281; Rez. Perényi 1974, S. 189, Rez. Bogyay 1971, S.222; Rez. Perényi 1974, S. 189.

 

18. Rez. Bogyay 1971, S.222; Rez. Lacko 1971, S.519; Dopsch 1986b, S.22; vgl. auch Rez. Perényi 1974, S. 190; s. aber mittlerweile Boba 1988!

 

19. Rez. Preidel 1972, S.400; s.a. Havlík 1976.

 

 

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die sich seinen Thesen sonst nicht anschließen mochten; allerdings monierte F. Graus, daß Boba diese Traditionen erst seit der Mitte des 14. Jahrhunderts gelten lasse, was denn doch ein zu später Zeitansatz sei [20].

 

W. K. Hanak verwarf Bobas Behauptung, kirchliche und weltliche Verwaltungsgrenzen seien im Mittelalter prinzipiell zusammengefallen, und stellte damit eine der fundamentalen Voraussetzungen der Lokalisierung Moravias durch Boba überhaupt in Frage, während M. Lacko darauf hinwies, daß erwiesenermaßen wenigstens ein Suffragan Methods, nämlich der Bischof Wiching, nördlich der Donau (in Nitra) residiert habe. Schließlich wurde Bobas Behandlung der Archäologie und Philologie von einigen gerügt, teilweise aber auch zugegeben, daß er in diesen Bereichen mit seiner Kritik an der bisherigen Forschung einen wichtigen Punkt angesprochen habe [21].

 

Insgesamt überwiegt also die Kritik an Bobas Arbeit, wobei eher seine neuen Ergebnisse («findings»), weniger seine Infragestellung der älteren Forschungsergebnisse betroffen sind. Am weitesten ging darin naturgemäß die tschechoslowakische Forschung, wie etwa die Formulierungen bei P. Ratkoš zeigen. Aber auch J. Staber verurteilt den «Revisionismus, die Sucht, Geschichte umzuschreiben», als im gegebenen Falle unbegründet [22].

 

Akzeptiert wurde bei einigen der Kritiker Bobas allenfalls, daß er neuerlich die Tragfähigkeit der «Zwei-Mähren-Theorie» erwiesen habe; doch sei <Großmähren> ganz sicher nicht das südliche «Mähren» [23]. Anderer Meinung ist hier nur P. Püspö-ki-Nagy, der die «Zwei-Mähren-Theorie» unter Heranziehung der «Bairischen Annalen» Aventins weiter ausbaute; für ihn liegt <Großmähren> im Tal der serbischen Morava, um Sirmium und in der Bačka, «Kleinmähren» dagegen im heutigen Mähren [24].

 

Auch T. Senga hat die «Zwei-Mähren-Theorie» wieder aufgenommen [25].

 

Wenn also auch in den Jahren seit 1971 die Auseinandersetzung mit den Thesen Bobas nicht in dem Ausmaß stattgefunden hat,

 

 

20. Rez. Lewis 1973, S.112/113; Rez. Bogyay 1971, S.222; Rez. Vooght 1972, S.513; Rez. Graus 1972, S.281/282; dazu noch die angekündigte Arbeit des Verf.!

 

21. Rez. Hanak 1975, S.74; Rez. Lacko 1971, S.521; Rez. Graus 1972, S.282; Rez. Preidel 1972, S.400; Rez. Perényi 1974, S. 191; Dopsch 1986b, S.21/22.

 

22. Negative Stellungnahmen: Lacko 1970, S. 207 und Rez. Lacko 1971; Dopsch 1986 b (an ders noch Dopsch 1984, S. 1234 Anm.216 und S. 1236 Anm.244); Havlík 1989, S.6 Anm.6; zurückhaltend auch Rez. Reindel 1971, S. 606. Ratkoš 1985 wirft im franz. Re sümee (S.222) Boba und seinen Anhängern eine unverantwortliche Haltung vor («pas de responsabilité morale et politique») - man beachte in Hinsicht auf die erwähnte staats tragende Rolle der «großmährischen Idee» die Wortwahl! Staber 1974, S.61.

 

23. Rez. Graus 1972, S.280; Rez. Hanak 1975, S. 74.

 

 

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wie es nach Ansicht von H. Kaminsky, T. v. Bogyay und C. R. Bowlus wünschenswert gewesen wäre [26], so ist doch in die <Großmähren>-Forschung einige Bewegung gekommen. Die vorliegende Arbeit versteht sich als Beitrag zu dieser Diskussion, die hoffentlich weiter anhält. Die in letzter Zeit eingetretenen revolutionären Veränderungen im ehemaligen sog. «Ostblock» lassen hoffen, daß sich auch die dortigen Historiker ungehinderter als bisher daran beteiligen können [27].

 

 

24. Vgl. Püspöki-Nagy 1978; im gleichen Wortlaut 1982 auch als Monographie erschienen.

 

25. Senga 1982 und 1983.

 

26. Vgl. die Rez. von H. Kaminsky zu Graus 1980 in: Speculum, 57 (1982), S. 895-897; die Rez. Bogyay 1982 zu Wolfram 1979.

 

27. Zu den nicht erst in letzter Zeit auftretenden nationalistischen Auswüchsen vgl. aller dings H. G. Lunt, Notes on Nationalist Attitudes in Slavic Studies (erscheint in Canadian Slavic Studies 1994) S. 367; sowie Bowlus 1987, S. 552 ff.

 

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